20.10 2019

Wenn der Zachäus im Winde weht

Am Samstag vor Kirchweih wird in Bayern mit dem Sonntageinläuten gegen 15 Uhr der „Zachäus“ am Kirchturm raus gehängt.

„Zachäus“ oder „Zacherl“, so heißt die rote Fahne mit weißem Kreuz, ist das sichtbare Zeichen für das Kirchweihfest.

Der Name gründet auf einer Geschichte nach dem Lukas-Evangelium vom Zöllner Zachäus auf dem Feigenbaum. Der Legende nach soll beim Einzug Jesus nach Jericho der etwas klein gewachsene Zöllner Zachäus auf einen Feigenbaum gestiegen sein, um Jesus sehen zu können. Dabei zerriss seine rote Hose an einem Ast und ein weißer Hemdzipfel kam zum Vorschein.

Seit dem Mittelalter wird die Weihe eines Kirchengebäudes als christliches Fest gefeiert. Es hat den Rang eines Hochfestes.

In Bayern wurde bis 1866 in den Städten und Dörfern die Kirchenweihe am Sonntag vor oder nach dem Festtag des jeweiligen Namenspatrons der Kirche gefeiert. Da die Bevölkerung sich gerne an den jeweiligen Feierlichkeiten der Nachbargemeinden beteiligte, nahm in den Augen der Obrigkeit die Anzahl der Vergnügungsveranstaltungen und der damit verbundene Alkoholkonsum überhand.

Deshalb wurde die traditionelle „Dorfkirchweih“ durch einen zentralen Termin für alle Kirchen im Herbst – den dritten Sonntag im Oktober – ersetzt. Der Volksmund gab diesem Festtag den Namen „Allerweltskirda“ um deutlich zu machen, dass dieser Feiertag für „alle Welt“ und nicht nur die einzelne Kirchengemeinde gilt.

Eine weitere Tradition sind die Kirchweihschmankerl, die für das leibliche Wohl sorgen: In Altbayern gibt es Gänse- oder Entenbraten, meist mit Kartoffelknödeln und Blaukraut.

Außerdem gehört ein in Butterschmalz ausgebackenes Hefegebäck, die „Kiach´l“ oder „Auszogene“ genannt werden zum „Kirta“.

In Mühlhausen feiern die Gläubigen das Kirchweihfest mit einem Pfarrgottesdienst am Kirchweihsonntag.

Am Kirchweihdienstag, also am darauffolgenden Dienstag feiern die Geibenstettener ihren „Kirta“.

Nach dem Requiem des Dorfes um 09.00 Uhr und Friedhofgang geht es in das Feuerwehrhaus, wo die Dorfgemeinschaft bis zum späten Abend gemütlich beisammen sitzt.

Text und Text: Josef Kastl


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