In naturnahen Gärten gibt es immer wieder Neues zu entdecken, so wie bei Familie Reitmeier in Mühlhausen am Rande eines neuen Siedlungsgebietes. Eines Tages krochen kleine Zauneidechsen durch die Holzbohlen-Ritzen auf ihre Terrasse.
Naturliebhaberin Anja Reitmeier und Jugendbetreuerin beim Obst- und Gartenbauverein Mühlhausen-Geibenstetten und ihre Töchter Magdalena und Sophia waren von sofort fasziniert. Die kleinen Tierchen waren so zutraulich, dass sie sich mit Fliegen füttern ließen.
„Diese geschützten Lebewesen wollen wir auch anderen Kindern in Mühlhausen und Geibenstetten näherbringen“, war sich die OGV-Vorstandschaft einig und plante im Juni 2020 eine entsprechende Kinderaktion, die aber Corona bedingt verschoben werden musste.
Anja Reitmeier baute in der Zwischenzeit zur Abgrenzung ihres Gartens eine Natursteinmauer mit extra eingebauten Unterschlupfmöglichkeiten für die Zauneidechsen, die sich auch tatsächlich immer öfter sehen ließen.
Als beim OGV im Rahmen einer erforderlichen Umsetzung ihrer Streuobstwiese direkt am Waldrand des „Herrnholzes“ ebenfalls Zauneidechsen gesichtet wurden, war für Anja Reitmeier klar, „das ist ein sehr gut geeigneter Standort für eine Zauneidechsenburg“.
Gemeinsam mit Naturpädagogin Martha Kastl plante sie einen „Eidechsen- Nachmittag“ für den OGV-Nachwuchs. 38 interessierte Kinder kamen zum Gartenhäuschen des OGV. Während Martha Kastl einer Gruppe die Zauneidechse erklärte, machten sich die anderen an das Vorbereiten einer Eidechsenburg.
Aufmerksam hörten die Kleinen Martha Kastl zu: „Die grau-braunen Echsen mit drei hellen teils unterbrochenen Längsstreifen fühlen sich besonders an sonnigen Trockenmauern, Steinhaufen oder Holzstapel wohl, wo sie Nahrungstiere wie z.B. Spinnen und Kleininsekten finden. Die Reptilien, die ihre Körpertemperatur der Umgebungstemperatur anpassen und in der kalten Jahreszeit in eine Winterstarre verharren darf man nicht mit den Amphibien verwechseln.“
Anhand von Zauneidechsenbildern bemalten die Kinder Eidechsen-Rohlinge aus einer selbsttrockenden Tonmasse. Außerdem durften sie einen großen Eidechsenkopf und große Eidechsenfüße aus Beton bemalen.
Spielerische Ablenkung bot das Eidechsenrennen. Durch Aufwickeln einer Schnur musste eine Gummiechse so schnell wie möglich an das Ziel bewegt werden,
Als Belohnung gab es Plätzchen in Eidechsenform.
„Wir wollen den Eidechsen hier am Rand vom Herrnholz ein tolles Zuhause bauen“ machte Anja Reitmeier die Kinder neugierig als sie sich um ein tiefes Erdloch stellten. „Wo halten sich die Eidechsen am liebsten auf?“ prüfte Martha Kastl, ob die Kinder aufgepasst haben.
Die Kinder sammelten Äste, Steine, trockenes Holz und füllten das Erdloch, „dass es nur so staubte“. Oben drauf errichteten sie mit Unterstützung der Jugendbetreuerinnen einen Hügel aus Bruchsteinen in Form einer Eidechse. Mit dem zuvor bemalten Kopf und Beinen entstand eine riesige Eidechse, die für die echten kleinen Zauneidechsen viele Unterschlupfmöglichkeiten bietet. „Besonders wichtig ist die Tiefe von rund einem Meter“, so Martha Kastl. Denn in dieser Tiefe können die wechselwarmen Tiere in der Winterstarre unbeschadet die kalte Jahreszeit gut überstehen.
Auch wenn sich am Eidechsen-Nachmittag keine Zauneidechse sehen ließ, werden sie in ihr neues Zuhause am sandigen, sonnigen Südrand des Herrenolzes bald einziehen.
Bericht: Martha und Josef Kastl
Fotos: Obst- und Gartenbauverein Mühlhausen-Geibenstetten e.V.