02.10 2021

Aus Schreinerei Schreiner wird SCHWARZ & HOLZWERKSTATT

In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gab es in Mühlhausen alle wichtigen Handwerksbetriebe, die „man zum Leben“ braucht. Im Laufe der Jahrzehnte verschwanden Metzgerei, Bäckerei, Tankstelle, Landmaschinen-Werkstatt und Dorfschmiede aus dem Ort. Jetzt steht auch bei der Schreinerei Schreiner eine historische Wende an.

Im Jahr 1928 heiratete der 27-jährige Schreinermeister Albert Schreiner aus Pfeffenhausen in ein kleines landwirtschaftliches Anwesen in Mühlhausen ein. „Irgendwo in einer Scheune hat er sich „ein Eck“ als Werkstatt eingerichtet“, erinnert sich die Schwiegertochter noch ganz vage daran. Neben der Landwirtschaft hatte er Stühle, Tische, Särge angefertigt und Möbel repariert. Als leidenschaftlicher Musiker leitete er den Kirchenchor, spielte die Orgel in der Kirche und nutzte jede Gelegenheit, mit seiner Tuba bei verschiedenen Blaskapellen zu spielen.

In den fünfziger Jahren bekam er Unterstützung von seinem Sohn Albert, dem er im Jahr 1958 den „Ein-Mann-Betrieb“ übergab. Gemeinsam bauten sie 1962 das erste Werkstattgebäude an der Herrenholz-Straße. Neben Hopfengarten, Schweinestall und Acker machte sich Albert Schreiner II. an die Herstellung von Fenster, Türen und hochwertigen Möbeln. „Aber wenn es eine Gelegenheit gab, als Musiker mit Trompete, Akkordeon oder Orgel zu spielen, musste die Arbeit warten“ sagt seine Frau über ihren bereits verstorbenen Ehemann. Für sie war es auch selbstverständlich „als Schreinergeselle in der Werkstatt auszuhelfen.“

Aufgrund steigender Nachfrage aus Mühlhausen und Geibenstetten wurde begonnen, eigenen Schreinernachwuchs auszubilden. Mit der Lehre „beim Schreiner“ sind 18 junge Menschen aus Mühlhausen und Geibenstetten in das Berufsleben gestartet.

Die Werkstatt wurde zu klein und der kleine Bauernhof war nicht mehr wirtschaftlich. Der Bau einer großräumigen Werkstatt in 1976 und einer großen Holzlagerhalle in 1986 bildeten die Basis für einen modernen Fachbetrieb.

Gut gerüstet übernahm 1995 der Enkel des Gründers, „Albert Schreiner III.“, das handwerkliche Unternehmen und stattete es mit modernsten Holzbearbeitungsmaschinen aus. Über Architektenausschreibungen bekam er nun Aufträge weit über Mühlhausen hinaus. Dabei handelte es immer mehr um komplette  Umbauprojekte, die neben Fenster, Türen auch Innenausbau, Isolierung und Maurerarbeiten beinhalteten.

Natürlich galt es auch weiterhin, moderne Einbauküchen, Möbel aller Art und Holztreppen für anspruchsvolle Kunden anzufertigen oder Spezialaufträge wie die Restaurierung von Kircheneinrichtungen auszuführen. Für die sechs Schreinergesellen gibt es heute täglich neue Herausforderungen, unter anderem auch bei Industriekunden.

Bei den Mühlhausener Vereinen ist der „Schreiner Albert“ dafür bekannt, dass seine Werkstatt „in Notfällen immer offen steht“. Sehr oft wurde beim Aufbau eines Festes gesagt „Ruf den Albert an, der kann bestimmt helfen“.

Ab dem ersten Oktober 2021 ist dies nur noch bedingt möglich. Albert und Marianne Schreiner haben sich entschlossen, nachdem die drei erwachsenen Töchter andere berufliche Wege gehen, ihren Betrieb zu verpachten.

Albert Schreiner übergibt den Hobel an seinen Nachfolger Florian Schneckenburger. Klaus Sperling (li), Geschäftsführer und Josef Zimmerer (2.v.l.), Prokurist von Schwarz & Sohn Mainburg freuen sich auf „ihre neue“ Schreiner-Werkstatt.

Sie freuen sich, dass sie mit der Fa. Schwarz & Sohn aus Mainburg einen Partner gefunden haben, der die Werkstatt pachten und die Mitarbeiter übernehmen wird. Ein junger Schreinermeister wird die „SCHWARZ & HOLZWERKSTATT“ in der gewohnten Weise weiterführen. Er bietet den „Schreiner“- Stammkunden die gleichen vielfältigen Leistungen wie bisher an und wird die eine oder andere Neuerung anpacken.

Fotos und Text: Josef Kastl


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