30.10 2025

60 Jahre Blaskapelle – Ganz großes Kino

„Bayerische“ Blaskapelle wird zur Big-Band

Ein roter Teppich im Foyer, der Geruch von Popcorn, schwarze Tischdecken mit schwarz-goldener Dekoration und mehrere goldene „60“er an der Bühne waren das einmalige Ambiente für das „ganz große Kino“. 31 Musiker der Blaskapelle Mühlhausen wandelten den Neustädter Bürgersaal in einen Kinosaal.

Ganz in schwarz gekleidet mit goldenen Hosenträgern, Fliegen und Einstecktüchern und eleganter schwarzer Kleidung empfingen sie die Gäste persönlich am Eingang. Diese hatten es eilig, so dass eine halbe Stunde nach Einlass-Beginn die rund 300 Sitzplätze besetzt waren. Auch die „Notsitze“ an den beiden Seiten reichten kaum aus.

Kräftiger Applaus begleitete Michael Zirngibl und seine Akteure beim Einmarsch auf die Bühne.

Birgit Ferstl, Rektorin im Ruhestand übernahm mit einem „Griaß eich alle miteinander, ihr Liebhaber der traditionellen Blasmusik“ die Moderation des Abends. Sie bat so manchen Ehrengast auf die Bühne, ließ die Geschichte der Blaskapelle Revue passieren und führte zu den musikalischen Darbietungen über.

Traditionell bayerisch umrahmten zu Beginn des ersten Teiles „Wiener Elan“ und „Träumerei“ die Grußworte der Ehrengäste. Für Landrat Martin Neumeyer stand fest, dass neben Ludwig Erhard als Bundeskanzler und Werder Bremen als deutscher Fußballmeister im Jahre 1965 die Gründung der Mühlhausener Feuerwehrkapelle das wichtigste Ereignis des Jahres war.

Erster Bürgermeister Thomas Memmel bedankte sich bei der größten Musikkapelle in der Stadt Neustadt für das herausragende Engagement und Einsatz bei sämtlichen Festen und Konzerten während des Jahres. „Darüber hinaus habt ihr es zu eurer Aufgabe gemacht, Stücke aus unserer Region, die sonst in Vergessenheit geraten, lebendig zu halten, auf die Bühne zu bringen.“ Er überraschte „die Kulturbotschafter der Stadt Neustadt“ mit einer Einladung zum Neustadt-Treffen am 20. Juli 2027 nach Nieuwstadt in Holland. Für ihn ist die „Blaskapelle Mühlhausen – The Sound of Heimat“.

Ehemalige Hopfenkönigin Julia Widmann erinnerte sich gerne an die für sie sehr überraschende musikalische Umrahmung ihres Empfang im Neustädter Rathaus.

„Lasset und das Leben genießen“ fehlt in keinem Konzert der Mühlhausener Musiker, sie forderten den ganzen Saal zum Mitsingen auf. Im selbst komponierten „Auf zum Stammtisch“ und „Mühlhausener Musikanten“ bringt Michael Zirngibl die pure Mühlhausener Lebensfreude zum Ausdruck.

Er hat aber auch noch eine andere Leidenschaft, nämlich die Hits des amerikanischen Trompeters, Pianisten, Komponisten und Sängers Herb Alpert. So mancher Zuhörer stellte sich beim amerikanischen Swing der „Golden Hits“ die Frage: Spielt hier wirklich ein bayerische Blaskapelle?

Und auch bei „Heal the world“ von Michael Jackson war bei den Mitwirkendem auf der Bühne die Leidenschaft für „moderne“ Musik zu spüren.

Kurz vor der Pause servierte Florian auf einem Silbertablett  die 4. CD der Blaskapelle Mühlhausen. Diese wurde ein Jahr lang aufgenommen und gibt es ab sofort zu einem Preis von 15 Euro beim „Hosen-Hans“ zu kaufen.

Natürlich gehörte Popcorn auch zum „echten großen Kino“.

Entsprechend dem Motto des Abends begann der zweite Programmteil mit einem Medley von Kinderfilm-Musiken. Bei Heidi, Pumuckl, Pippi Langstrumpf, Schlümpfe, Pinocchio und Biene Maja kam so manche Erinnerung an das Kinder- und Jugendalter der Zuhörer auf.

Birgit Ferstl führte mit kurzen Ausführungen zu den Titelmelodien der Filme aus den 60-er Jahren, also genauso alt wie die Blaskapelle, hin. „Paula“, „River Kwai – Colonel Bogey March“, „Midsomer Murders“ aus „Inspector Barnaby“, „Winnetou“, „Theme form Star Trek“, „Baby Elefant Walk“ und „The James Bond Theme“ zeigten die unglaubliche Vielfalt der Blasmusiker auf.

Umso erstaunlicher ist es, dass viele Jugendliche mit Herzblut dabei sind.

Michael Loibl, mit 15 Jahren das jüngste Mitglied, spielt an der Seite seiner Eltern „ohne Furcht“ mit. Es ist ja nicht verwunderlich, den mit 77 Jahren ist sein Opa Sebastian Loibl sen. eines der Gründungsmitglieder der Musikkapelle.

Mit einem „Ehrenhut“  ehrte in Michael Zirngibl unter starkem Beifall des Publikums. Der „Wast“ appellierte an den Nachwuchs: „ Machts weiter, halts z´sam und kemt´s in de Proben, des is des allerwichtigste, passts auf den Chef auf!“

Bernhard Loibl „verlieh“ im Namen seiner Musiker-Kollegen ihrem Chef Michael Zirngibl „den Oskar für die beste Regie, für den besten Hauptdarsteller, für die beste Musik, für die beste Komposition, für die besten Nerven, für das unzerstörbare musikalische Gehör und das höchste ehrenamtliche Engagement. Mit einem herzlichen „Vergelt´s Gott“, begleitet von einem kräftigen Tusch, bedankte er sich mit einer Campinglampe und einen Campingurlaub dafür.

Als letzter Überlebender der „Tollkühnen Männer in ihren fliegenden Kisten“ machte Michael Zirngibl die Sondereffekte bei der Zugabe.

Den außergewöhnlichen Abend im Neustädter Bürgersaal honorierten die begeisterten Zuhörer mit einer prall gefüllten Spendenbox.

 

„Mühlhausener Musikanten“ komponiert von Michael Zirngibl

Mühlhausener san ma, Mühlhaus´ner wolln ma bleib´n
und macha Musik voller Freid
mir spuin für Jung, mir spuin für Oid
für Freunde von Nah und von Weit
Mühlhaus´ner Musikanten, die spielen heut´ auf
und lassen die Sorgen vergeh´n,
denn bei zünftiger Musi, das ist sonnenklar
ist das Leben gleich doppelt so schön

 

Bericht: Josef Kastl


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