Der Ertrag der Obstbäume kann durch gezieltes Zuschneiden der Äste gefördert werden. Hierzu führt der Obst- und Gartenbauverein Mühlhausen- Geibenstetten regelmäßig alle 2 bis 3 Jahre einen Schnittkurs im Frühjahr durch. Das Schneiden der Bäume im Frühjahr hat den Vorteil, dass die Baumkronen leer sind und leichter zu beurteilen ist, welche Äste raus müssen.
Allerdings hat dies einen gravierenden Nachteil. Denn im Frühjahr beginnen die Bäume „auszutreiben“ und wollen die abgeschnittenen Äste wieder wachsen lassen. Es kommt zu einem vermehrten Wachstum der Äste, den sog. „Wasserschosser“, das sind dünne und lange Äste, die aber keine Blüten und somit auch keine Früchte tragen.
Um diesen Effekt zu vermeiden, ist es eigentlich genau so wichtig, vielleicht sogar noch wichtiger, im Sommer die Baumkronen der Bäume auszulichten.
Deshalb hat der OGV Mühlhausen- Geibenstetten heuer am 14. Juni 2017 zu einem Sommerschnittkurs in den Garten der Familie Kastl eingeladen. Der Baumpfleger Klaus Petersik kennt den Garten bereits sehr gut, hat er doch dort schon 2-mal einen Frühjahrs-Schnittkurs in den vergangenen Jahren durchgeführt.
Ca. 20 interessierte Männer und Frauen aus der Großgemeinde Neustadt a.d. Donau verfolgten die Ausführungen von Klaus Petersik. In seiner allgemeinen Einführung bestätigte er, dass der Sommerschnitt genauso wichtig sei wie der Frühjahrschnitt. Er hat sogar noch einen entscheidenden Vorteil. Dieser liegt im Zeitpunkt der Durchführung. Denn von Anfang Mai bis Juni wachsen die Bäume in die Länge, d.h. sie machen neue Äste, wie bereits beschrieben. Ab dem 24. Juni beginnt das „Dickenwachstum“. Sie bilden den Jahresring und lagern hier wichtige Nährstoffe ein, um gut über den Winter zu kommen. Deshalb ist der beste Zeitpunkt für den Sommerschnitt von „Johanni“, 24. Juni, am Namenstag des Hl. Johannes des Täufers bis Ende Juli.
Aufgrund der Wachstumsphase sind die Triebe noch weich und können somit abgerissen werden. Das Abreißen ist sogar dem Schneiden mit Baum- und Astschere zu bevorzugen. Die dabei entstehende „Wunde“ kann der Baum ohne weiteres sehr schnell verschließen. Ist er doch in der Wachstumsphase. Da er dafür auch jede Menge Kraft braucht, reduziert er sein “Längenwachstum“. Aufgrund des Zeitpunktes und der Art des Baumschnitts wird der Sommerschnitt auch „Johanni-Riss“ genannt.
Bei dem anschließenden Gang durch den Garten wurde der Sommerschnitt an den verschiedenen Obstsorten gezeigt. Zu Beginn wollte der Hausherr wissen, ob er seinen Weinstock richtig geschnitten hat. Dabei wurden ihm einige „Sünden“ aufgezeigt. Hatte er doch zu lange Stängel-Überstände stehen lassen, aber auch das Laub zu stark ausgedünnt. Bei den Apfel- Spalierbäumen, die heuer aufgrund der späten Frostperioden nicht allzu viel Obst tragen, lichtete Klaus Petersik die Baumkrone zum Erstaunen einiger Gartler stark aus. Auch an einem Zwetschgen-, Pflaumen- und Birnbäumen wurden Äste „gerissen“. Dass bei den Kirschen der eigentliche Schnitt erst nach der Ernte durchgeführt war den meisten Teilnehmern schon bekannt. Beim Wallnuss-Baum ist besonders wichtig, dass er nur im Sommer geschnitten werden darf. Im Frühjahr würde er regelrecht „ausbluten“.
Fast im Vorbeigehen gab Klaus Petersik auch Tipps zum Rosenschnitt und zu verschiedenen Baum- und Pflanzenkrankheiten. Darüber hinaus zeigte er auch auf, wie Sträucher verjüngt werden können. Einige Gartler, vor allem aber auch Martha Kastl, waren überrascht vom radikalen Zuschnitt, der aber in regelmäßigen Abständen erforderlich ist, um das „Verholzen“ zu vermeiden.
Nach ca. 2 interessanten, lehrreichen Stunden in der heißen Sommersonne bedankte sich der 1. Vorstand Johann Simmerl bei Klaus Petersik für den sehr interessanten Kurs. Den Teilnehmern wünschte er ein gutes Händchen und den entsprechenden Mut, den „Johanni-Riss“ an ihren Obstbäumen durchzuführen.
Text und Fotos: Josef Kastl