14.12 2017

Enrico de Paruta begeisterte mit seiner „Heiligen Nacht“

Seit 1994 führt Enrico de Paruta alljährlich das musikalische Weihnachtsspiel „Heilige Nacht“ an mehreren Gastspielorten auf. Nach München und  Schwandorf stand heuer auch die Pfarrkirche St. Vitus in Mühlhausen am vergangenen Freitag auf dem Tourneeplan.

Pfarrer Monsignore Johannes Hofmann begrüßte die ca. 320 Besucher aus Nah und Fern mit den Worten: „Nein es ist noch nicht die Feier des Weihnachtsfestes. Vielmehr ist es das „Wiederkommen, das Nach-Hause-Kommen“ von Maria und Josef auf dem Weg von Nazareth nach Bethlehem, das uns auf Weihnachten einstimmen soll.

Enrico de Paruta betrat den in blauer Nachtatmosphäre getauchten Altarraum und bittet nach einer kurzen Begrüßung die Instrumental-Solisten Perry Schack mit seiner Konzertgitarre und Caroline Schmit-Polex an der Harfe auf die Bühne.

Mit einem Prolog beginnt Enrico de Paruta die Weihnachtsgeschichte, die Ludwig Thoma 1915/16 geschrieben hat. Ludwig Thoma verlegte dabei die Handlung nach Bayern, indem er im Lenggrieser Dialekt die verzweifelte Suche von  Maria und Josef nach einer Herberge und die Geburt Christi in Form eines Versepos beschreibt.

„Jetzt, Leuteln, jetzt loost´s amal zua!
Mei Gsangl is wohl a weng alt,
es is aba dennascht schö gnua.
I moan, daß´s enk allesamm gfallt.“

Enrico de Paruta schlüpft in die Rolle des bayerischen Zimmermanns Josef, der gern auch „a amal a Bier trinkt“.  Er wechselt darstellerisch immer wieder die Seiten. Der Zuschauer bekommt den Eindruck, ein „altes“  Ehepaar mache sich auf den beschwerlichen Weg durch den verschneiten Wald. Gestik und Mimik sind so eindrucksvoll, dass man sich in den Wald hinein versetzt fühlt. Abwechselnd wird die Erzählung durch Gesang und Gitarren- und Harfenmusik der Solisten untermalt. Dabei bekräftigen bekannte Gedichte von Ludwig Thoma wie „Im Wald is so staad, Alle Weg san vawaht, ….“ die Stimmung und regen die Phantasie der Zuschauer an.

Die Spannung steigt, als ein stolzer Bauer mit seinem Holzfuhrwerk Maria und Josef nicht mitnimmt, aber dann ein armer Handwerksbursch dem Josef hilft, die Maria zu tragen. Immer wieder kommt die Angst und Furcht zum Ausdruck, dass es die beiden nicht nach Bethlehem schaffen.

Die Ankunft in Bethlehem beginnt mit einem Harfenstück und dem eindrucksvollen „Ave-Maria“ von Schubert, vorgetragen von der Sopranistin Bettina Baumgartner-Geltl. Maria und Josef werden an den Wirtshäusern abgewiesen, die bayerische Namen haben, wie Lampl-Wirt oder Rössl-Wirt. Enrico de Paruta schlüpft in die Rollen sämtlicher Figuren. Auf der rot ausgeleuchteten „Altarbühne“ ist er ist hin- und hergerissen, verzweifelt, niedergeschlagen und dann wieder voller Hoffnung.

Eine heitere Begebenheit hat Ludwig Thoma eingebaut, indem er eine „kreischende“ Base mit ihrem Mann streiten lässt, ob sie Maria und Josef aufnehmen sollen. Enrico de Paruta bringt durch seine überzeugende Darstellung der Base die Zuschauer sogar zum Lachen und Klatschen. Letztendlich lässt der arme Bauer Simmei Maria und Josef in seinem Stall übernachten.

In der darauffolgenden Nacht, der „Heiligen Nacht“ ist der Stall hell erleuchtet. Enrico de Paruta baut die Stimmung immer mehr auf, indem er sich vor und um den Altar herum bewegt, gibt er dem Geschehen eine räumliche Weite. Nach einer kurzen Stille zündet er am Altar eine Kerze an und stimmt das Halleluja an. Zwei Kinder, Rugo Greimel und Johanna Jeschonek kommen aus der Sakristei auf die „Bühne“ und singen mit ihren Engelsstimmen „Es wird scho glei dumpa….“ und „Still, still, still weils Kindlein schlafen will“.

Ludwig Thoma will mit seiner Darstellung auf die armen Verhältnisse der Geburt Jesu hinweisen, und dass nur die armen und einfachen Leute erfahren und begreifen, was in der Heiligen Nacht passiert ist. Die reichen Leute in Bethlehem dagegen „verschlafen“ die Heilige Nacht und  bekommen von all der Freude nichts mit.

Die Freude bringt der Bassbariton Clemens Joswig mit Andachtsjodler zum Ausdruck, Perry Schack spielt auf einer, dem Original von Josef Mohr nachgebauten Gitarre das Lied „Stille Nacht, heilige Nacht!“ und alle Mitwirkenden stimmen ein. Bei der dritten Strophe gibt Enrico de Paruta den Einsatz für die Zuschauer, die sofort mitsingen. Mit dem „Gloria in excelsis“ endet das musikalische Weihnachtsspiel. Der lang andauernde Applaus des Publikums wurde mit einigen Zugaben von den Solisten belohnt.

Das Weihnachtsspiel konnten die Besucher bei einer Tasse Glühwein und Plätzchen und Kuchen vor dem Hauptportal der Pfarrkirche noch nachklingen lassen.

Mitwirkende: Enrico de Paruta, Erzähler, Leitung Michael Birgmeier, Tenor Bettina Baumgartner-Geltl, Sopran Clemens Joswig, Bassbariton Perry Schack, Konzertgitarre Caroline Schmidt-Polex, Harfe Rugo Greimel, Kindersopran (Engelsstimme) Johanna Jeschonek, Kindersopran (Engelsstimme)

 

Ludwig Thoma und die „Heilige Nacht“:

– 1915 kam der Sanitäter Ludwig Thoma „felddienstuntauglich“ aus dem Ersten Weltkrieg zurück.
– Er hat im Kriegswinter 1915 den Text begonnen und 1916 fertiggestellt.
– Verserzählung in oberbayerischer Mundart,
– In sechs Hauptstücke gegliedert erzählt die Legende das Weihnachtsgeschehen nach dem Evangelium von Lukas.
– Damit wollte er eigentlich die Armut von Josef und Maria in der kleinen Welt der bäuerlich-dörflichen Realität Altbayerns darstellen.

Bericht und Fotos: Josef Kastl


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