20.04 2018

Schulbeginn in der Apfelschule

Seit einem Jahr bereiten sich die Mädchen und Buben im letzten Kindergartenjahr im Kindergarten St. Franziskus in Mühlhausen, die sogenannten „Vorschulkinder“, auf ihren Schulbeginn vor. Sie werden besonders gefördert und beschäftigen sich mit sehr interessanten Themen und Aufgaben, wie sie es auch später in der Schule machen werden.

Ab heuer sind die zukünftigen kleinen Mühlhausener Schüler nicht mehr die einzigen Neulinge in der Schule. Sie werden begleitet von kleinen Apfelbäumchen, die auch eine Schule durchmachen, um immer größer zu werden und um sich dabei prächtig zu entwickeln.

Die Vorstandschaft des Obst- und Gartenbauvereins Mühlhausen-Geibenstetten e.V. hat beschlossen, auch eine Schule zu gründen, nämlich eine Apfelschule. Die Idee hat Frau Sabine Zott bei einer Erkundungsfahrt im Rahmen der Vorbereitungsphase der Dorferneuerung Mühlhausen in Ascha im Bayerischen Wald entdeckt und war sofort begeistert.

Die beiden Streuobstwiesen am Ortseingang im Bereich des Herrenholzes, die der Obst- und Gartenbauverein Mühlhausen-Geibenstetten im Oktober 2013 im Auftrag der Stadt Neustadt a.d. Donau angelegt hat, bieten eine idealen Standort dafür. Darüber hinaus führt der Landesverband der Gartenbauvereine heuer einen bayernweiten Kinder- und Jugendwettbewerb unter dem Motto „Streuobst-Vielfalt – Beiß rein!“ durch. Da können alle Gartenbauvereine mit Aktionen rund um die Streuobstwiese mitmachen.

Das Team des Kindergartens in Mühlhausen war von der Idee, den Vorschulkindern mit der Apfelschule eine sehr naturnahes Erlebnis zu bieten, sofort begeistert. Nachdem die Vorschulkinder ihre „echte“ Schuleinschreibung hinter sich haben und der Frühling die beste Zeit ist, um die kleinen Bäumchen zu setzen, wurde es Zeit für den Apfelschul-Beginn.

Am vergangenen Freitag morgens um 10.00 Uhr spazierten die 10 Mädchen und Buben ganz gespannt Hand in Hand, begleitet von der Leiterin Viktoria Wolter und Erzieherin Martha Kastl zur Streuobstwiese in der Herrenholzstraße. Bei strahlendem Sonnenschein empfingen der 1. Vorsitzende Johann Simmerl und die 2. Vorsitzende und Jugendbeauftragte Sabine Zott die kleine Gruppe am Gartenhäuschen.

In einer kleinen Einführungsrunde durften die Kinder Äpfel von verschiedenen Sorten genauer betrachten. Sie hatten verschiedene Formen, Farben und schmeckten auch unterschiedlich. Aber wenn man die Äpfel quer in der Mitte durchschneidet, sieht man bei jedem in der Mitte einen Stern mit 5 Zacken. Und in diesen Zacken stecken jeweils 2 Apfelkerne drin.

Die Kinder wussten darüber ein treffendes Lied zu singen.

In einem kleinen Apfel, da sieht es niedlich aus,
es sind darin fünf Stübchen, grad wie in einem Haus.

In jedem Stübchen wohnen, 2 Kerne zart und klein,
sie liegen drin und träumen vom hellen Sonnenschein.

Aus jedem dieser Kerne kann ein neuer Apfelbaum wachsen. Dies dauert ein paar Jahre.

Damit die Bäume der Kinder schneller groß werden, hat Frau Zott für jedes Kind bereits kleine Bäumchen, sogenannte „Unterlagen“ bei einer Baumschule besorgt, die es nun galt fachgerecht einzupflanzen.

Alles was dazu notwendig ist, Pflanzerde, Pflanzeimer und Pflanzstäbe haben die Gartler vorbereitet. Johann Simmerl und Sabine Zott leiteten die jungen Gartenfreunde beim Befüllen der Eimer und beim Einpflanzen an.

Nach dem kräftigen Gießen fertigte jedes Kind ein Namensschild an und kennzeichnete sein Bäumchen. Die bepflanzten Eimer wurden in eine Grube gesetzt, damit sie nicht so leicht austrocknen und leichter gegossen werden können.

Jetzt wurde es Zeit für eine kleine Pause mit Butterbrenzen, gesunden Äpfeln und Apfelsaft aus der Mostpresse vom vergangenen Herbst.

Bei herrlichem Frühlingswetter erzählte Frau Zott noch eine spannende Mittmachgeschichte über das Leben eines Apfelbaumes, der aus einem kleinen Kern gewachsen ist, immer größer geworden ist, Sonne, Wind und Wetter getrotzt hatte. Aber schließlich dann immer schwächer wurde, und von einem starken Sturm umgeblasen wurde.

Die Kinder mussten beim Erzählen aufpassen, denn bei den Worten „Sonne“, „Wind“ und „Wetter“ sollten sie entsprechende Geräusche und Bewegungen machen.

Nach ca. 2 Stunden war der erste Schultag für die Apfelbäumchen vorbei. Die Vorschulkinder verabschiedeten sich mit einem Gruppenbild von ihren „Schulkameraden“. Sie haben aber auch eine Verantwortung übernommen, so sollen sie öfter mal an der Streuobstwiese vorbeischauen und gießen. Für einen Schutz gegen Rehe und Wildschweine wird die Vorstandschaft mit einem natürlichen Holzlattenzaun einen Gartenbereich abgrenzen. Der Bereich wird so groß, dass auch für die nächsten 3 Jahre jeweils neue Baumschul-Anfänger Platz haben.

Denn die Bäumchen werden insgesamt 4 Jahre die Schule besuchen. Jedes Jahr machen sie einen weiteren wichtigen Schritt in ihrem Leben als Apfelbaum. Im zweiten Schuljahr werden sie veredelt, im dritten Schuljahr folgt eine „Erziehungsschnitt“ und im vierten Jahr werden sie nach einem Zuschneiden von den Kindern aus der Baumschule abgeholt und zu Hause im Garten der Eltern eingepflanzt. Dann beginnt der Ernst des Lebens und in den nachfolgenden Jahren werden dann von den Jugendlichen ihre ersten Früchte geerntet.

Apfelschule Mühlhausen – 1. Klasse 2018

Bei 10 bis 15 Schulanfängern jährlich werden nach 4 Jahren ca. 50 Bäume die Apfelschule Mühlhausen besuchen. Die jungen Apfelbäume werden dann in den Gärten aus Mühlhausen und Geibenstetten für ein reiches Angebot an gesundem Obst sorgen.

Wie groß das Interesse an dieser Kinder- und Jugendaktion ist zeigt auch die zahlreiche Unterstützung von verschiedenen Einrichtungen. Dipl.-Ing. (FH) Kreisfachberater,  Landschaftsarchitekt vom Bezirksverband für Gartenkultur und Landespflege hat Frau Zott zu der tollen Aktion gratuliert und spontan eine Spende von 300,– EUR zugesagt. Des Weiteren hat die Firma Höfter GmbH aus Volkenschwand die Pflanzerde gespendet.

Der Obst- und Gartenbauverein Mühlhausen-Geibenstetten fördert mit dieser nachhaltigen Aktion sowohl den ökologischen Umgang mit der Natur als auch die Erzeugung von gesundem, einheimischem Obst. Sowohl die Kinder wie auch die Erwachsenen lernen dadurch natürliche Vorgänge besser verstehen und „erfahren“ so manche Zusammenhänge hautnah.

Bericht in der Mittelbayerischen Zeitung:    Apfelschule ist gestartet

Text: Josef Kastl

Fotos: Martha Kastl, Sabine Zott


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