Die Familie Kastl in Mühlhausen hat vor 25 Jahren ihren Garten angelegt. Es sollte ein möglichst naturnaher Garten sein, d.h. mit vielen Rückzugsmöglichkeiten für Insekten, Vögel, Igel und sonstige Tiere. Für die Bepflanzung wurde ein Pflanzplan vom Gartenfachberater Franz Nadler erstellt, und möglichst einheimische Pflanzen eingesetzt. Im Laufe der Jahre entwickelte sich der Garten immer weiter. Fast jährlich wurden neue Elemente vom Gemüsegarten, Blumenbeete, Insektenhotel bis zum natürlichen Schwimmteich angelegt.
Nachdem Martha Kastl vor sechs Jahren von ihrem verstorbenen Onkel drei Bienenvölker übernommen hatte und seitdem der eigene Honig erzeugt wird, befasste sie sich immer mehr mit „bienenfreundlichen Pflanzen“. Die Pflanzen und ihre Bestäuber haben sich in einer Millionen Jahre andauernden Feinanpassung vollkommen aufeinander abgestimmt. D.h., das Mundwerkzeug der Insekten und Bienen passt nur zu ganz bestimmten Pflanzen. Allerdings gibt es in unseren Gärten vermehrt Pflanzen aus fernen Ländern, mit denen die Insekten und Bienen nichts anfangen können.
Bienenfreundlich muss es sein
Martha Kastl hat sich vor einigen Jahren zum Ziel gesetzt, nur noch „bienenfreundliche“ Pflanzen in ihrem Garten einzusetzen. Da wurde ein Teil der Gartenfläche „umgebrochen“ und eine Blumenwiese angesät. Die Blumen werden nach der Blüte nicht abgeschnitten, die Samenstände bleiben auch im Winter als Futter für die Vögel und Überwinterungsort für die Insekten. Dabei verteilen sich einzelne Samenkörner im ganzen Garten und die Blumen wachsen im nächsten Jahr ganz wo anders. Auf diese Art und Weise „wandern“ die Blumen durch den Garten von Martha Kastl und suchen sich den für sie günstigsten Standort.
Wichtig ist dabei, dass man den Pflanzen auch das „Wandern“ zulässt und nicht als „Unkraut jätet“. So haben die Pflanzen die Freiheit sich weiter zu entwickeln. Das geht Martha Kastl aber zu langsam. Sie ist immer auf der Suche nach neuen Pflanzen. Egal, ob bei einer Wanderung im Urlaub oder einem Spaziergang in der näheren Umgebung, sobald sie eine interessante Pflanze sieht, nimmt sie einen Samen mit in ihrem Garten.
Seit sechs Jahren gibt es im Landkreis Kelheim das Umweltbildungsprojekt „Radula“, das gemeinsam vom Bund Naturschutz und dem Landschaftspflegeverein VöF getragen wird. Die Biologin, Naturpädagogin und Kräuterpädagogin Michaela Marx erklärt mit Unterstützung von vier Kolleginnen in Schulen und Kindergärten den Kindern im Landkreis Kelheim die Natur.
Im Rahmen ihres Jahresprgrogramms „Vielfalt summt“ hat Radula „die Bienenkönigin“ gesucht. Gärten mit möglichst vielen bienenfreundlichen Pflanzen waren gefragt.
Martha Kastl nutzte die Gelegenheit, um ihren Garten von einer Fachstelle begutachten zu lassen. Sie begrüßte Michaela Marx Mitte Juli zum Besichtigungstermin mit einer Auflistung der gesuchten Pflanzen. Die 305 verschiedenen bienenfreundlichen Pflanzen konnten an einem Termin gar nicht bewertet werden. Nach einem weiteren Termin war Frau Marx mehr als überwältigt.
Der Tisch ist reich gedeckt
Mit Spannung erwartete Martha Kastl die Auswertung des Wettbewerbs. Auch wenn es keine weiteren Teilnehmer gab, war der Titel „Bienenkönigin“ mehr als verdient. Bei der Preis-Überreichung am Dienstag berichtete Michaela Marx, „sie sei von einem Tsunami an Artenvielfalt überrollt worden“. Weiterhin sagte sie „Alle Jahreszeiten sind mit blühenden Pflanzen abgedeckt, immer ist der Tisch gedeckt für Tiere, die Nektar und Pollen suchen. Die Bienen und andere Insekten können hier nicht nur trinken, essen oder nächtigen, sie finden ein erstklassiges Areal um ihre Nachkommen groß zu ziehen.“
In einem Wagenrad, umfunktioniert zum Wildbienen Nistplatz hat sich in den zugepfropften Röhren bereits die Generation für das nächste Frühjahr eingenistet. Die Bienen und Wildbienen sorgen dann im kommenden Jahr im Garten der Familie Kastl durch ihre Bestäubungsleistung wieder für eine ansehnliche Obst- und Gemüseernte.
Michaela Marx freut sich über Menschen mit so viel Gespür und Liebe zur Natur. Sie bedankte sich recht herzlich bei Martha Kastl für ihr naturnahes und bienenfreundliches Gärtnern mit einer Urkunde, einem Buchgeschenk und einem Esskastanien-Bäumchen, natürlich eine bienenfreundliche Pflanze, die blüht, wenn die sonstige Blütenpracht im Garten nachlässt.
Martha Kastl macht sich weiter auf die Suche nach bienenfreundlichen Pflanzen und ist bereits dabei, eine gefüllt blühende japanische Zierkirsche durch den „Strauch der sieben Söhne des Himmels“ zu ersetzen. Des Weiteren wurde vor einer Woche ein Teil des Rasens durch einen mageren Boden ersetzt und eine Wildblumenwiese angesät.
Bienenfreundlichee Pflanzen:
Blumenbeet:
Schafgarbe, Akelei, Lavendel, Wilde Malve, Astern, ungefüllte Dahliensorten
Bäume und Sträucher:
Schlehe, Pfaffenhütchen, Kornelkirsche, Weißdorn, Stachelbeere, Himbeere, Brombeere, Johannisbeere, Wilder Wein, Efeu, ungefüllte Kletterrosen
Gemüsebeet:
Ackerbohnen, Kleearten, Borretsch, Ringelblumen, Kürbisgewächse, Zwiebeln, Kohl, Möhren, Gewürzkräuter
Balkon:
Goldlack, Kapuzinerkresse, Männertreu, Wandelröschen, Löwenmäulchen, Salbei, Rosmarin, Lavendel, Pfefferminze, Thymian
Text und Fotos: Josef Kastl