11.09 2024

Julia Widmann schwebt im Hopfenhimmel

Für eine 21-jährige Mühlhausenerin wurde ein Kindheitstraum wahr.

Die Siegenburger Hopfenkönigin 2024/2025 Julia Widmann blickt über die Hopfengärten in den „Hopfenhimmel“ von Mühlhausen (Kirche St. Jakob im Hintergrund).

Seit rund 250 Jahren wird in Mühlhausen Hopfen angebaut. Simon Wittmann (1775–1836), der Begründer des Hopfenanbaus in Mühlhausen und der Hallertau bewirtschaftete in seinen Hopfengärten bereits im Jahr 1821 rund 80.000 Stöcke. Die neu gekrönte „Siegenburger Hopfenkönigin 2024/2025“ kommt auch aus dem Ort im Herzen der „Holledau“ und wird das nächste Jahr das „grüne Gold“ bewerben.

Beim Bürgerfest des Hallertauer Trachtenvereins Siegenburg und des Marktes Siegenburg am 18. August wurde Julia Widmann (21) von ihrer Vorgängerin Annika Schierlinger mit Krone und Schärpe ausgestattet. Erster Bürgermeister der Stadt Neustadt Thomas Memmel überreichte ihr voller Stolz das Zepter.

Anscheinend war Julia das Amt bereits in die Wiege gelegt, denn mit neun Monaten saß sie bereits bei der Ernte auf einem Hopfensack und fuhr als Kind bei ihrem Vater auf dem Traktor bei der Hopfenarbeit mit. Sie hat damals schon davon geschwärmt, „einmal die Krone der Hopfenkönigin zu tragen“. Umso mehr war sie enttäuscht als ihr Vater Otto Widmann im Jahr 2006, Julia war fünf Jahre alt, den Hopfenanbau aufgab, die Anlagen verpachtete und von nun an als Hopfenkäufer und Berater in der Hallertau und im Gebiet Elbe-Saale unterwegs war.

In den Schulferien hat sie ihn bei der Fahrt zu den Landwirten begleitet und beim Verteilen der Verträge und Pflanzenschutzbögen unterstützt.

Dabei hat sie auch die Hopfenanbaugebiete  Hallertau, Spalt, Hersbruck, Elbe-Saale und Tettnang sehr intensiv kennengelernt.

„Wenn ich in der Schule ein Referat oder eine Präsentation halten musste, habe ich immer gleich den Hopfen zum Thema gewählt. Des Referat war schnell erstellt, weil ich das Thema sehr gut kannte.“ In der 10. Klasse der Mädchen-Realschule St. Anna in Riedenburg hat sie ein Plakat gestaltet und Hopfentee, Hopfenshampoo, Hopfenschnaps und sogar verschiedene Biere und Verkostung mitgebracht.

Während ihrer Ausbildung zur Erzieherin an der Fachakademie für Sozialpädagogik in Eichstätt hat sie mit ihren Praktika in den Kindertagesstätten in Mühlhausen und Neustadt nie den Kontakt zu ihrer „Hopfen-Heimat“ verloren.

Mit diesem Bild an der Hallenwand hat die Klara Widmann (Oma von Julia) das „Hopfazupfa“ festgehalten, das direkt neben dem Hauseingang zu sehen ist.

Vielleicht hat auch Oma Klara als traditionsbewusste Hopfenbäuerin einen Teil zu ihrem jetzigen Amt beigetragen. Denn sie drängte darauf, dass beim Neubau einer Halle ein Bild über das „Hopfazupfa“ entstand. Ja sie hat sogar selbst mitgemalt.

Julia hatte so nie ihren Traum aus den Augen verloren und deshalb am Telefon spontan ja gesagt, als der stellvertretende Bürgermeister von Siegenburg Gernot Seefelder bei ihr angefragt hatte. Mit der Begründung „ich kenn mich mit dem Hopfen doch schon sehr gut aus“ hatte sie dann auch die Zweifel ihres Vaters schnell beseitigt. Auch wenn sie nicht aus einem Hopfenanbaubetrieb stammt, „sind bei ihr die Wurzeln noch spürbar“ waren sich die Verantwortlichen des Marktes Siegenburg einig.

„Man muss ein offener Mensch sein für den Job“ gibt Julia selbstbewusst und ehrlich zu. „Das war ich immer schon, hab´ mit alle Leit ganz unbefangen g´redt. Ich kenn mich aus, ich kenne „mein Produkt“ und weiß, um was es geht.“

Bei der Vorbereitung und Organisation der anstehenden 30 bis 40 offiziellen Auftritte im kommenden Jahr wird Julia von ihrer Mutter Johanna unterstützt, denn „Julia macht das mit Freude“. Als ehemaliger Gardeprinz bringt ihr Freund auch das nötige Verständnis mit.

Neben den Pflichtterminen im Markt Siegenburg erwarten Julia zahlreiche Einladungen der Produktköniginnen aus ganz Deutschland, die bei ihrer Krönung dabei waren. Höhepunkte werden sicherlich der Besuch der Grünen Woche in Berlin, der Neujahrsempfang der Produktköniginnen bei Ministerpräsident Söder und ein Apfelfest in Südtirol.

Dabei hat Julia seit ersten September eine weitere berufliche Herausforderung zu meistern. Als frischgebackene Erzieherin übernimmt sie die Gruppenleitung der „Frosch“-Gruppe in der ebenfalls neuen Kita des Kindergartens St. Andreas in Bad Gögging. Neben der Einrichtung müssen in der Planungsphase Ablaufplanung, Konzeption und Schutzkonzept erstmals erarbeitet werden und dem Container „eine Seele verliehen werden“, wie der neue Träger Bürgermeister Thomas Memmel bei der Begrüßung am vergangenen Montag erwähnt hat.

Dazu kommt, dass Julia seit rund einem Jahr als Festdame für das 150-jährige Gründungsfest von FFW Mühlhausen und Kriegerverein Mühlhausen im Mai 2025 sehr aktiv in den Vorbereitungen unterwegs ist.

Das Festwochenende hat sie sich deshalb beim Markt Siegenburg schon als Hopfenkönigin „frei genommen“.

Inwiefern für ihr leidenschaftliches Hobby, das Backen von Torten und Kuchen und das Zubereiten von Nachspeisen aller Art noch Zeit bleibt, wird sich zeigen.

„Ein Party-Urlaub mit Freundinnen und ein Entspannungs-Urlaub mit Freund in Österreich sind auf alle Fälle drin“, auch wenn für sie „das Amt der Siegenburger Hopfenkönigin 2024/2025 über alles steht. Ich finde dieses Amt nicht als Job. Ich freue mich auf jeden Auftritt und suche mit voller Freude eines meiner neun Dirndl aus.“ freut Julia Widmann auf ihre Regentschaft.

Text und Fotos: Josef Kastl