24.02 2018

Kindergarten – Märchenerzählen wie vor 200 Jahren

Das Jahresthema im Kindergarten St. Franziskus in Mühlhausen lautet heuer „Im Märchenland“. Die Leiterin Viktoria Wolter und ihr Team haben geplant, die bekanntesten Märchen der Gebrüder Grimm den Kindern näher zu bringen. Da werden Lieder gesungen, Bilder gemalt, gebastelt und die Märchen auch selber nachgespielt. Ganz geheimnisvoll steigen die Kinder durch einen mit Stoff verhangenen Reifen in das „Märchenland“, dorthin wo die Erzieherinnen die Märchen erzählen. Auf diese Weise haben sie schon unter anderem „Schneewittchen“ und „Die Bremer Stadtmusikanten“ kennengelernt.

Das nächste Märchen sollte aber auf eine ganz andere Weise vorgetragen werden, nämlich von einem echten Märchenerzähler. Eine Spende der Theatergruppe Mühlhausen an den Kindergarten machte es möglich, den Märchenerzähler Oliver Machander aus Regensburg zu engagieren.

Am vergangenen Montag betrat der märchenhaft mit Filzschuhen, Filzweste und einer weiten Leinenhose bekleidete Mann mit langem Haar seine geheimnisvolle Bühne im Turnraum des Kindergartens. Auf der linken Seite stand der Märchenstuhl aus Baumästen gebaut und auf der rechten Seite ein Tisch mit vielen Utensilien.

Mit einem kleinen Holzstab erzeugte er durch einen leichten Schlag auf die Klangschale einen beruhigen Ton zum Einstimmen auf die Geschichte. Die Kinder wurden ganz still und lauschten aufmerksam und sehr gespannt dem Märchenerzähler zu.

Mit seiner geheimnisvollen Stimme, seinen Gesten, seinen Hand- und Körperbewegungen spielte er die einzelnen Situationen sehr eindrucksvoll. Er verwendete keinerlei Figuren, um die Handlung zum Ausdruck zu bringen. Genauso kann man sich einen Märchenerzähler vor mehr als 200 Jahren vorstellen. Denn bevor die Gebrüder Jakob und Wilhelm Grimm am Anfang des 18. Jahrhundert mehr als 500 Märchen aufgeschrieben haben, wurden diese nur durch Erzählen und Weitersagen an die nächste Generation übermittelt.

„Es war einmal ….“ begann er zu erzählen vom kleinen Mädchen mit dem roten Käppchen, das seine Oma besuchen wollte und den bösen Wolf im Wald traf. Der Erzähler ahmte mit seiner Stimme das Rotkäppchen, den Wolf und die Großmutter nach und sprach die einzelnen Rollen sehr intensiv. Als Rotkäppchen den als Großmutter verkleideten Wolf fragte „Aber Großmutter, was hast du für einen entsetzlich großen Mund?“ antwortete der Erzähler mit einer furchterregenden Drohgebärde „Dass ich dich besser fressen kann!“. Da reagierten einige der kleinen Zuhörer ein bisschen erschreckt. Aber nachdem die Großmutter und das Rotkäppchen von einem Jäger befreit wurden und wohlauf waren, konnten sich alle Kinder über die spannende Geschichte freuen.

Zum Abschluss zeigte der Märchenerzähler den Kindern noch ganz typische Gegenstände und fragte nach dem jeweiligen Märchen.

Einige Kinder wussten natürlich, was es sich mit einem Stiefel, einem Frosch oder einer Spindel auf sich hat.

Das Kindergarten-Team wird in den nächsten Tagen mit den Buben und Mädchen das vorgetragene Märchen spielerisch aufarbeiten. Bis zum Ende des laufenden Kindergartenjahres werden die Kinder noch viele Märchen erfahren dürfen. Ein Märchen werden die Kinder sogar selber im Frühlings-Kindergartenfest aufführen. Hierauf dürfen auch die Eltern gespannt sein.

In der heutigen Zeit von Computer und Handy ist es für die Kinder sehr wichtig, dass sie spannende und unglaubliche Geschichten noch von Personen erzählt bekommen und somit eine Beziehung zu den Menschen, Tieren und der Welt bekommen, die im Märchen vorkommen.

Auch die Theatergruppe Mühlhausen hält mit seinen Aufführungen an der Tradition fest, lustige, teilweise hintergründige Geschichten „echt“ auf der Bühne vorzuspielen. Über die großzügige Spende freute sich das Team des Kindergartens St. Franziskus besonders, und hat diese auch im Sinne der Spender verwendet.

Bericht: Josef Kastl
Bilder: Kindergarten-Team Mühlhausen

 

 


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