Mit der Zusage der Stadt Neustadt beim Anlegen einer Wildblumenwiese am Kindergarten St. Franziskus in Mühlhausen mitzuhelfen, war im Februar das Thema für das nächste Projekt gefunden. Leiterin Viktoria Wolter und Naturpädagogin Martha Kastl riefen voller Freude „Auf der Wiese ist was los“ in die Runde.
Das Thema sollte mit den Kindern in Theorie und Praxis erarbeitet werden. Da bot es sich an, zusammen mit den Kindern den Garten vor den Fenstern des Kindergartens zu einer Wildblumenwiese umzugestalten.
Los ging es am 16. April mit dem Verteilen des Komposts, auch wenn „Corona-bedingt“ nur vier Kinder mithelfen konnten. Bereits eine Woche später säten neun Kinder den Samen für die Wildblumen aus. Die Kinder durften zum ersten Mal einen Samen aussäen.
Der Bericht „Kinder legen Blumenwiese an (hier klicken)“ zeigt die fleißigen Kinder bei der Arbeit.
Nachdem „Corona-Lockdown“ stand jeden Tag die Blumenwiese im Mittelpunkt. In der Morgengeschichte im Stuhlkreis tauchte immer wieder die Blumenfee Melinda auf und berichtete von den Erlebnissen auf „ihrer Wiese“. Einmal musste sie einem Häschen mit einem Sptizwegerichblatt die verwundete Pfote verbinden, ein anderes Mal konnte sie den Grashüpfer beim Versteckspiel nicht finden, weil er so gut getarnt war.
Eines Tages traf die Blumenfee Melinda die traurige Wildbiene „Wilbie“. Diese wusste nicht mehr, wo sie ihre Eier ablegen sollte, denn die Menschen haben ihre Gärten so gut „aufgeräumt“, dass sie keine Pflanzenstängel oder alte Holzhaufen findet. Es gibt auch keine Blumen mehr in den Gärten. Die Leute schneiden die trockenen Pflanzenteile ab und pflastern alle Wege.
„Habt ihr Kinder eine Idee? Was könnten wir machen, dass Wilbie wieder glücklich wird?“ fragte Martha Kastl die traurigen Kinder. „Wir bauen ein Insektenhotel“ waren sie sich einig. Martha Kastl zeigte den Kindern, wie so ein Insektenhotel aussehen könnte und sie versprachen der Wildbiene Wilbie ein neues Zuhause zu bauen.
Mitte Juni brachte Martha Kastl Bretter und „Füllmaterial“ für zwei Insektenhotels in den Kindergarten. Die Vorstandschaft des OGV hat zeitgleich zwei Standorte in der inzwischen immer grüner werdender Blumenwiese vorbereitet.
Jedes Kind durfte beim Aufbau der Hotels mit Hammer und Nagel mitarbeiten.
Die einzelnen „Zimmer“ wurden mit Lehm gefüllt, Schilfrohre wurden gebündelt eingesteckt und Hartholzblöcke mit Löcher eingesetzt.
Mitte Juni fuhr Martha Kastl die Einzelteile der Hotels mit Unterstützung der Igel- und Marienkäfergruppe in die nun schon blühende Blumenwiese.
Gemeinsam stellten Sie die beiden Zimmerwände so in das Holzgestell, dass diese nach Süd-Osten und Süd-Westen gerichtet sind. Denn das sind die bevorzugten Einflugrichtungen der Insekten und Wildbienen. Ein „lebendiges“ Dach mit Hauswurzen schützt die Hotelbewohner vor Nässe.
Jetzt haben die Insekten alles was sie brauchen, eine blühende Blumenwiese und eine Unterkunft. Aber was gibt es in einer Wiese alles zu sehen? Das fanden die Vorschulkindern in einer älteren Blumenwiese im Garten von Martha Kastl. Auf selbst gebastelten Malerpaletten sammelten sie verschiedenste Blüten.
Eine Woche später machten sich die Vorschulkinder mit einer Becherlupe auf die Suche nach kleinen Wiesenbewohnern auf einer großen Wiese. Unterwegs sammelten die Kinder Blüten vom Salbei, Mädesüß, Königskerze und Klee, die sie dann in eine selbst geschüttelte Butter einrührten und als Butterbrot aßen.
Diese Erkundungen werden in den nächsten Jahren direkt am Kindergarten St. Franziskus möglich sein. Außerdem plant Martha Kastl, Ameisen anzusiedeln, einen wilden Reisighaufen, eine Fläche für Erdbienen … Ihr Traum ist es, einen Naturerlebnisraum für Kinder zu schaffen, indem sie den Jahreszyklus der Natur mit verfolgen können. Dafür haben die Erzieherinnen und die Kinder in den letzten Monaten einen guten Grundstein gelegt.
Das Thema Blumenwiese stand auch im Mittelpunkt der Jahresabschlussfeier, die als Picknick im Pfarrheimgarten gefeiert wurde.
Zum Andenken haben die Kinder ein kleines Insektenhotel in Gestalt einer fliegenden Biene gebastelt. Damit können sie auch zu Hause die Insekten beobachten.
Text und Bilder: Josef Kastl