Bei der Gestaltung des neuen Bereiches für Urnenbestattung im Mühlhausener Friedhof war von Anfang an der örtliche Gartenbauverein eingebunden. Mit einer naturnahen und insektenfreundlichen Bepflanzung wurde nicht nur ein würdevoller Gedenkort geschaffen, hier entstand gleichzeitig Wohnraum und Nahrung für eine Vielfalt von Insekten.
Auf einer freien Fläche, angrenzend an bestehende Gräber, hatten Mitarbeiter des städtischen Bauhofs im Frühjahr einen leicht geschwungenen Weg angelegt. Steinkissen auf beiden Seiten werden später an Verstorbene erinnern, deren Urne dort beigesetzt ist.
Bei seiner Anfrage im März diesen Jahres bezüglich der gärtnerischen Gestaltung dieses Bereiches fand Bürgermeister Thomas Memmel bei der Vorstandschaft des Obst- und Gartenbauvereins Mühlhausen-Geibenstetten sofort eine Zusage. Da sie bereits bei der grundlegenden Planung eingebunden waren, kannten sie das entsprechende Umfeld im Friedhof. Zusammen mit Stadtrat Konrad Sigl und dem Biologen Moritz Hahn erarbeitete erste Vorsitzende Sabine Zott einen Pflanzplan mit zugehöriger insektenfreundlichen Pflanzliste.
Drei Bäume, 13 Sträucher und rund 750 Stauden verteilten sie gemäß dieses Plans Anfang Mai auf dem, mit Unterstützung eines Landwirts, vorbereiteten Pflanzbereich. An nur einem Tag hoben die Vorstandsmitglieder unzählige Pflanzlöcher aus, setzten die Stecklinge rein und „drückten“ die kleinen Wurzeln fest.
Ständiges Gießen war angesichts der sehr trockenen Frühlingsperiode angesagt, schichtweise – vormittags/nachmittags – war immer ein Gartler im Friedhof diesbezüglich anzutreffen. Auch das Unkraut freute sich über die Bewässerung. Deshalb war anfangs auch Unkrautjäten gefragt, bis endlich Anfang Juni Rindenmulch verteilt wurde und sich „die Lage entspannte“.
Sicherlich hat auch die darauffolgende regenreiche Witterung dazu beigetragen, dass bereits bei der abschließenden Übergabe des rund 240 m² großen neu gestalteten Friedhofbereiches am 14. Juli die pflegeleichten und trockenheitsverträgliche Stauden in den Farben Weiß, Blau und Rosa blühten. Salbei, Scabiosen, Sonnenhut, Bartfaden, Katzenminze und vieler anderer Stauden sind wahre „Insektenmagnete“ und werden von unzähligen Insekten besucht.
Westlich des Erinnerungsweges wird eine Blumenwiese angesät, die einen blütenreichen Übergang zur angrenzenden Rasenfläche schaffen wird.
Bei so manchem Friedhofsbesucher ist die anfängliche Skepsis über diese „neue“ Gestaltung verschwunden. Das neu geschaffene Urnenfeld fügt sich wunderbar in die bestehende Friedhofsanlage ein, bereichert durch bunte, bienenfreundliche Stauden und stellt einen würdevollen Ort dar. Eine Sitzbank wird zukünftig zum Verweilen, Erinnern und Beobachten der Insekten einladen.
Bericht: Josef Kastl
Fotos: Josef Kastl, Sabine Zott