08.06 2016

Ein weltbekanntes Kunstwerk in Mühlhausen

Das werden viele Mühlhausener gar nicht wissen. In ihrem Dorf gibt es ein Kunstwerk, das einem weltberühmten Original nachempfunden ist.

Im Juli 2007 haben die Ministranten an der Aktion „3 Tage Zeit für Helden“ teilgenommen. Hierbei ging es darum, innerhalb von 3 Tagen ein Projekt durchzuführen. Die damalige Ministrantengruppe unter der Leitung von  Pfarrer Martin Särve hatte sich entschlossen, mitzumachen. Als Aufgabe hatte man sich vorgenommen, die freie Rasenfläche östlich der Pfarrkirche zu gestalten. Schnell kam man auf die Idee, ein Labyrinth zu gestalten, das jedermann begehen kann.

Es sollte aber schon ein besonderes Labyrinth sein. Pfarrer Martin Särve zeigte ein Bild des weltbekannten gotischen Labyrinths, das in der Kirche Chartres in Paris am Marmorboden eingelassen ist. Es sah schon toll aus. Aber wie sollte man die Linien in den Grasboden so dauerhaft einarbeiten, dass es langfristig bestand hat? Man hatte sich entschieden, die Linien mit braunen rechteckigen Pflastersteinen, die in den Sand gesetzt wurden, nachzubilden. Es wurde bewusst auf Beton verzichtet.

Allerdings ist diese Art auch etwas pflegebedürftig. Um die Pflege sicherzustellen, wurde ein Pflegevertrag zwischen der Ministrantengruppe, dem Obst- und Gartenbauverein und der katholischen Kirchenstiftung Mühlhausen abgeschlossen.

Nach der Errichtung verpflichten sich demnach die Ministranten dazu, das Labyrinth in ordnungsgemäßen Zustand zu halten. Dabei werden sie vom Obst- und Gartenbauverein unterstützt.

Im Laufe der Zeit wächst die Grasnarbe immer mehr über die braunen Betonsteine, so dass die Kontur des Labyrinthweges kaum noch erkennbar war. Der letzte Arbeitseinsatz liegt schon einige Jahre zurück. Im Frühjahr stellte Josef Kastl, 1. Vorsitzender des Obst- und Gartenbauvereins fest, dass es wieder Zeit ist, das Labyrinth mehr zur Geltung zu bringen. Gemeinsam mit dem Ministrantenbetreuer und Sprecher des Pfarrgemeinderates Sebastian Hainz sen. wurde an einem Samstag in den Pfingstferien der Arbeitseinsatz geplant. Die Ministranten waren sofort bereit, mit zu machen. Sie kennen das Labyrinth von verschiedenen Veranstaltungen, die Herr Sebastian Hainz während des Jahres mit Ihnen veranstaltet. Dabei wird das Labyrinth begangen.

An einem Samstagmorgen um 09.00 Uhr trafen sich ca. 25 Ministrantinnen und Ministranten mit Haken, Spaten, Rechen und Schubkarren am stark verwachsenen Labyrinth. Nach einer kurzen Anleitung vom OGV-Vorstand Josef Kastl machten sich die Mädchen und Jungen an die Arbeit. Die stark verwachsene Grasnarbe forderte von den Jugendlichen schon eine hohe Kraftanstrengung ab. Außerdem erforderte das Auszupfen des Unkrautes zwischen den kleinen Granitsteinen und den Buchsbäumchen eine gute Ausdauer. Die Jugendbeauftragte des OGV Sabine Zott verstand es aber ganz gut, vor allem die Mädchen für diese ungeliebte Arbeit zu motivieren und zeigte ihnen auch, worauf es besonders ankommt.

Aber nach einer Verschnaufpause und einer Brotzeit wurde die Arbeit fortgesetzt, bis das ganze Labyrinth wieder komplett zum Vorschein kam.

Jetzt macht es wieder doppelt Spaß, das Labyrinth abzuschreiten, oder einfach nur die einzigartige Form zu betrachten.

Alle Mühlhausener und auch auswärtige Gäste sind herzlich willkommen, das Kunstwerk der jungen Leute zu bewundern.

Diese Aktion hat gezeigt, dass die Jugendlichen sehr kräftig anpacken können und auch wollen, wenn das Ergebnis für sie auch interessant ist. Der Arbeitseinsatz war ein sehr tolles Gemeinschaftserlebnis, an das die Minis sicher noch lange zurückdenken werden. Spätestens beim nächsten Kirchenbesuch oder Spaziergang werden auch die Erwachsenen das Meisterwerk bewundern.

 

3 Tage Zeit für Helden am 13. und 14. Juli 2007

Es war brütend heiß an diesem Wochenende. Aber die Helden in ihren eigens angefertigen T- Shirts waren tapfer und haben ein tolle Leistung vollbracht.

Es war wirklich nicht leicht, die Konturen, die der OGV-Vorstand Josef Kastl nach dem Original-Labyrinth auf dem Rasen mit roter Farbe aufgesprüht und mit Pflocken markiert hat, auszustechen.


Auch Herr Pfarrer Martin Särve bewundert den Eifer der Ministrantinnen und Ministranten.


Das Werk ist vollendet und wird feierlich eingeweiht.

 

Das Labyrinth von Chartres  – Ein Lehrbuch des inneren Weges

In der Kathedrale von Chartres in Frankreich (erbaut im13. Jahrh.) befindet sich im Fußboden eingearbeitet der Weg eines Labyrinths. Es besteht aus schwarzen und grauen Steinplatten, die in den steinernen Boden der Kathedrale eingelassen sind. Es ist ein Weg der sich über 34 Kehren, durch 11 konzentrische Kreise zum Zentrum windet und 265,50 m lang ist. Er misst 9 Meter im Durchmesser.

Beim Abschreiten des Labyrinths  wird man mit den Schwierigkeiten konfrontiert, die wir Menschen auf dem Weg in unser Innerstes zu bewältigen haben. Es ist ein Weg mit mentalen und emotionalen Schwierigkeiten, ein „Irrweg“, der in Wahrheit kein Irrweg ist. Die ständigen Kehrtwendungen der 34 Kehren machen es uns besonders schwer und fordern unsere Ausdauer. Wir glauben eine Zeit lang ruhig weiter gehen zu können und müssen wieder scheinbar zurück. In dieser Verzweiflung merken wir nicht, dass wir doch weiter gehen. Es ist kein Zurück, im Gegenteil. Normalerweise sind wir es gewohnt, einen geraden Weg von A nach B zu gehen, mit einem klaren Ziel vor Augen. Im Labyrinth jedoch sehen wir nur kurze Wege und müssen dann wenden. So fürchten wir immer, nie anzukommen und uns zu verlieren. Aber das Einzigartige an diesem Labyrinth ist die Gewissheit, dass man das Ziel, die Mitte des Kreises erreicht. Dort kann man verweilen und sich freuen, genug Ausdauer bewiesen zu haben. Für den Rückweg sollte man sich genauso viel Zeit nehmen und sich nicht verleiten zu lassen, immer schneller zu werden. Nach Erreichen des Ausganges ist es ein wunderbares Gefühl, den Weg mit vielen Wendungen durchgestanden zu haben und durch das Betrachten des gesamten Labyrinths erhält man doch wieder den Überblick über das Ganze.