Für die Mühlhausener und seine Freunde war er immer der „Schmi Alfons“. Rund 70 Jahre hat Alfons Bauer in seiner „Schmitt´n“ in der Mitte von Mühlhausen seine Leidenschaft als Schmied gelebt. Am 12. März 2021 ist er im Alter von 91 Jahren gestorben.
Geboren am 21. September 1929 in Mühlhausen, ist er in der Schmiede seines Onkels aufgewachsen. Bereits im Alter von 14 Jahren hat er 1944 bei ihm die Ausbildung zum Schmied begonnen.
Gegen Ende des zweiten Weltkrieges sollte Alfons als 14-jähriger Bub mit Fahrrad und Panzerfaust in Kelheim den Einmarsch der Amerikaner „verhindern“.
Danach setzte er seine Ausbildung an der Berufsschule in Kelheim fort. Schon nach wenigen Berufsjahren absolvierte er an den Wochenenden die Meisterausbildung, die er 1953 mit dem Meisterbrief abschloss.
Eine der wichtigsten Arbeiten war in der damaligen Zeit das Beschlagen der Pferde, die in der Landwirtschaft eingesetzt waren. Alfons Bauer lernte an der Staatlichen Hofbeschlagschule München „wie man die Hufe von Pferden beschlägt“ und war zur damaligen Zeit der jüngste Hufschmied in Bayern.
Genauso wichtig war es damals, auf die Holzräder der landwirtschaftlichen Fahrzeuge Eisenringe „aufzuziehen“. Die Enden des Eisenbandes wurden „mit Feuer verschweißt“.
Mit der landwirtschaftlichen Entwicklung änderten sich auch die Arbeiten des Alfons Bauer. Er wagte sich sogar daran, landwirtschaftliche Wägen aus Stahl kpl. selbst zu konstruieren und zu bauen. Selbstverständlich war das Dengeln der Pflugscharen für die immer größer werdenden Pflüge. Er reparierte jede landwirtschaftliche Maschine und so manches Teil von schweren Baumaschinen schweißte er wieder zusammen.
Ganz nebenbei hat er, sozusagen zum Ausgleich, sich der Kunstschmiedetechnik gewidmet. Die Rosetten, Spitzen, Kugeln etc. für die immer mehr gefragten Eisenzäune, kunstvollen Garten- und Hoftore schmiedete er selbst am glühenden Kohlenfeuer.
Weit über die Gemeindegrenzen hinaus bekannt wurde er durch die mehr als 20-malige Teilnahme an der Künstlerecke „Charivari“ beim Altbairischen Neustädter Stadtfest. Für Inge Mayer, der Organisatorin, war er einer der wichtigsten Mitwirkenden. „Ich war begeistert von der ruhigen und herzlichen Art, wie der Alfons mit seinem bodenständigen Handwerk die jungen Leute begeistern konnte.“
Es war schon eine Attraktion, wie er an der fußbetriebenen Feldschmiede die Eisen zum Glühen brachte, um ihnen die gewünschte Form zu geben. In den 80er Jahren konnte man ihm sogar noch beim Beschlagen von Pferden zuschauen.
Alfons spezialisierte sich nun immer mehr auf Geländer, Gitter und Zäune aus Metall, die aufgrund seiner Erfahrung immer mehr zu einem „Gesamtkunstwerk“ wurden.
Er brachte sich auch ehrenamtlich in das Dorfgeschehen mit ein. Neben der Mitgliedschaft bei der Freiwilligen Feuerwehr war er mehrere Perioden in der Kirchenverwaltung aktiv, einige Jahre davon als Kirchenpfleger. So manchen Gegenstand in der Pfarrkirche St. Vitus und in der Kirche St. Andreas in Geibenstetten hat er persönlich angefertigt.
Obwohl er die letzten Jahrzehnte alleine lebte, hatte er sehr viel Kontakt zu seiner Nachbarschaft und in der Dorfgemeinschaft war er immer gern ein geselliger Gesprächspartner.
Mit zunehmenden Alter hat er seine Arbeit in der Werkstatt immer mehr reduziert und vor einigen Jahren das ganze Schmiede-Anwesen verkauft.
In den letzten zweieinhalb Jahren lebte er im Betreuten Wohnen in Bad Gögging. Durch sein offenes natürliches Wesen hat er sehr schnell Kontakt zur Wohngemeinschaft gefunden, in der er 2019 seinen 90. Geburtstag feiern konnte.
Mit dem „Schmi- Alfons“ verliert Mühlhausen einen Menschen, der im Ort aber auch in der näheren und weiteren Umgebung eine „Institution“ war. Damit endet ein sehr interessantes Kapitel in der handwerklichen Geschichte Mühlhausens.
Fotos: Edgar Maier und Josef Kastl
Text: Josef Kastl (Gespräch mit Alfons Bauer an seinem 90. Geburtstag) und Martha Kastl