Die Geschichte beginnt bereits im Frühjahr 2016. Die Feuerwehrmänner der Freiwilligen Feuerwehr Mühlhausen suchen sich im Wald des 2. Bürgermeisters Hans Weber eine stattliche Fichte aus, die im nächsten Jahr als Maibaum aufgestellt werden soll. Denn der „alte“ Maibaum muss nach ca. 2,5 Jahren Standzeit umgelegt werden. Es muss also für den 01. Mai 2017 ein neuer Maibaum beschafft werden. Natürlich soll der Baum als traditioneller Mittelpunkt des Dorfes schon eine gewisse Ausstrahlung haben. Da kam ein Exemplar mit einem Durchmesser von ca. 52 cm gerade recht. Unter der Leitung von Bernhard Zinner wurde der Baum gefällt und nach Mühlhausen transportiert. Nach dem Schälen des Baumes wurde er in luftiger Höhe vor Regen geschützt im Freien gelagert.
Im Dezember 2016 ging es nochmal in den Wald. Diesmal rückte die Jugendfeuerwehr aus, um etwas kleinere Bäume zu fällen und zu entrinden. Unter der Leitung der beiden Jugendbetreuer Martin Forster und Andreas Hobmeier wurden die Stangen, die zum Aufstellen des Maibaums erforderlich sind, hergerichtet. Auch diese sollten etwas trocknen und damit etwas an Gewicht verlieren.
Nachdem der Winter vorbei war begannen die Arbeiten für das Herrichten des Baumes. Die fachkundigen Handwerker der Freiwilligen Feuerwehr begannen, den Baum so zu bearbeiten, dass er ohne Probleme aufgestellt werden kann. Sehr wichtig ist es, den „Arsch“ des Baumes, also das untere Stück auf die Breite zurecht zu schneiden, so dass er in die Schienenhalterung vor dem Feuerwehrhaus reinpasst. Der 2. Vorstand der FFW Mühlhausen und Zimmermann Michael Eigner bearbeitete denn Stamm entsprechend fachmännisch und bohrte auch das Loch für die Aufnahme der mächtigen Stahlschraube, die beim Aufstellen den Baum fixieren soll.
Jetzt wurde der Baum der Länge nach vermessen und eingeteilt, wo später die 3 Kränze und 26 Zunft- und Vereinszeichen angebracht werden. Probeweise wurden die Schilder montiert und die Montageflächen so gehobelt, dass die Schilder auch waagrecht stehen. Da der Baum aber den typisch blau-weißen Anstrich bekommen soll, wurden alle Teile nochmal abmontiert. Jetzt kam die nächste Herausforderung. Wie bekommt man das bayrische Rautenmuster und die blau-weiße Spirale an den konischen Baum? Nach einigem Grübeln gelang es der Vorstandschaft durch Messen und Skizzieren die Musterung aufzuzeichnen. 1. Vorstand Gerald Zinner hatte sich persönlich das Rautenmuster vorgenommen.
Zuerst wurde der Baum an einem Samstag von der Jugendfeuerwehr ganz weiß gestrichen. Dann wurden die blauen Rauten und Spirale aufgetragen. Auch die Zunft- und Vereinszeichen wurden renoviert und farblich verschönert. Die detailgetreuen Abbildungen wurden vom Hobbymaler Franz Biersack restauriert.
Damit waren alle Vorarbeiten geleistet. Aber das Prunkstück durfte nicht mehr ohne Aufsicht gelassen werden. Nachdem bereits das Gerücht der ersten potentiellen Maibaumdiebe die Runde machte, wurde der Baum ab dem 07. April täglich jede Nacht von den Feuerwehrleuten bewacht.
Endlich war der 1. Mai da. Um 7.30 Uhr wurde der nackte blau-weiße Stamm mit einem speziellen Transportwagen begleitet von der Jugendfeuerwehr durch das Dorf zum Feuerwehrhaus gefahren.
Bei idealem Maiwetter, Sonnenschein und blauweißer Himmel, wurden dort von erfahrenen Feuerwehrleuten die Montagestangen mit Stricken als Montagestützen hergerichtet. Ganz vorsichtig wurde der Baum an der Maibaumhalterung „eingefädelt“ und mit einer großen Stahlschraube fixiert. Die Maibaumspitze wurde auf das obere Ende gesetzt und 3 Kränze wurden mit Ketten gleichmäßig im oberen Bereich angeordnet.
Pünktlich um 10.00 Uhr, wie auf dem Einladungsplakat angekündigt, begann das eigentliche Aufstellen. Die ersten Montagestangen wurden von unten an den Stamm herangeführt, gespannt und durch Schieben auf Spannung geschoben. So bewegte sich der Stamm langsam wie ein Uhrzeiger von der waagrechten Lage nach oben. Nacheinander wurden immer längere Montagestangen erforderlich. Die längsten Montagestangen erforderten selber eigene Hilfsstangen zum Aufstellen. Plötzlich war es so weit, dass 4 Stangenpaare voll unter Spannung standen. An jedem Ende der 8 Standen schob eine Gruppe von Männer unter dem Kommando „Hau Ruck“ von Arno Schmidt die Stangen nach vorne, bis sie senkrecht standen. Dann hieß es, vorsichtig raus damit und weiter unten einsetzen.
Auch mussten die linke und rechte Seite der kräftigen Männer möglichst gleichzeitig schieben. Gott sei Dank waren dem Aufruf der Feuerwehr die Männer des ganzen Dorfes Mühlhausen gefolgt, so dass genügend Manneskraft bereit war, das stolze Exemplar in die senkrechte Lage zu bringen. Auf einmal ging alles ganz schnell. Denn die letzten Meter, sozusagen in der Stellung „5 vor 12“ bedurfte es nur noch einer kleinen Anstrengung und der Baum stand nach ca. 1 Stunde senkrecht.
Schnell schraubten die beiden Vereinsvorstände Gerald Zinner und Michael Eigner die Halterungsschiene an, so dass der Baum fixiert war.
Die sehr zahlreich erschienene Dorfbevölkerung, die das Geschehen aufmerksam verfolgt hat, begannen sofort Beifall zu klatschen.
Die Böllerschützen des Schützenvereins gratulierten mit 3 Böllersalven zur gelungenen Aktion.
Gerald Zinner bedankte sich bei allen Helfern, Gönnern und alle, die das Maibaum-Aufstellen in irgendeiner Weise unterstützt haben. Er lud nun alle Helferinnen und Helfer und Zuschauer zu einem gemütlichen Beisammensein sein.
Die bereitgestellten Biertische boten kaum ausreichend Platz für die Kinder, Jugendlichen und Erwachsen. Essen und Getränke wurde von der Freiwilligen Feuerwehr gespendet. In einer bereitgestellten Spendenbox konnte aber für die Jugendfeuerwehr gespendet werden. Bei idealem sonnigem Maiwetter spielte die Mühlhausener Blaskapelle für ein paar Stunden zur Unterhaltung auf.
Mit der inzwischen aufgebauten Drehleiter der Freiwilligen Feuerwehr Neustadt wurden die Zunft- und Vereinszeichen an den Baum montiert. Diese Zeichen wurden von den jeweiligen Handwerkern und Vereinen finanziell gesponsert. Sie zeigen auf, wie vielfältig die Dorfgemeinschaft und das Dorfleben in Mühlhausen sind.
Der neue Maibaum in Mühlhausen ist somit nicht nur eine Tradition, die es zu bewahren gilt, es ist auch eine zeitgeschichtliche Darstellung des Lebens und Wirkens der Bürgerinnen und Bürger.
Der Vorstandschaft der Freiwilligen Feuerwehr gilt der Dank aller Mühlhausener, die stolz sein können, dass sie dieses Maibaum-Aufstellen so hervorragend organisiert haben.
Bericht und Fotos: Josef Kastl