Mühlhausen – Geibenstetten:
Ein Super- Sommer verabschiedet sich langsam. Obwohl die Temperaturen immer noch weit über 20 Grad C liegen, zieht es die Leute nicht mehr ins Freibad nach Geibenstetten. Bei Wassertemperaturen von ca. 21 Grad könnte man schon noch ein paar Runden im Becken drehen. Elke Wolf, die Chefin vom Freibad, vermutet dass die Familien „Freibad-satt“ sind.
Das ist auch nicht verwunderlich, denn vom 26. Mai bis zum 12. September waren an ca. 70 Badetagen durchschnittlich mehrere Hundert Kinder und Erwachsene täglich im Freibad, an heißen Sommertagen bis zu 400. Mit ca. 100 Dauerkarten (ca. 70 Familienkarten und 30 Erwachsene und Jugendliche) konnte Elke Wolf einen Rekordbesuch in ihrer 32-jährigen Dienstzeit als Bademeisterin verbuchen. Nur im Jahr 2003 waren es ähnlich viele.
Sobald die Außentemperatur um 10.00 Uhr am Sonntag und um 13.00 Uhr am Werktag mehr als 20 Grad C betragen hat, wurde die Tür geöffnet und blieb bis 20.00 Uhr abends offen. Aufgrund der hohen Temperaturen im Juli und August hat Elke Wolf dem Bürgermeister Thomas Reimer vorgeschlagen, bereits um 11.00 Uhr zu öffnen. Er hat selbstverständlich zugestimmt, denn er weiß, dass das kleine übersichtliche Bad von vielen Familien aus der Großgemeinde Neustadt a.d. Donau besucht wird. Darüber hinaus hatte aber Elke Wolf auch Stammgäste aus Vohburg, Irsching, Siegenburg, St. Johann und Staubing.
Damit sie diese lange und intensive Saison auch bewältigen konnte wurde sie von 2 jungen Müttern tatkräftig unterstützt. Alexandra Neubauer und Anna Decker machten extra für Ihre neue Aufgabe die Rettungsschwimmer-Ausbildung und den Erste-Hilfe-Kurs, damit sie auch als Bademeisterinnen eingesetzt werden können.
Beim Betrieb des Freibads und des kleinen, aber feinen Kiosks fallen die unterschiedlichsten Arbeiten an. Bereits am Morgen, bevor die ersten Badegäste kommen, muss die Liegewiese und das Wasser gereinigt, die Technik betreut und dafür gesorgt werden, dass im Kiosk auch genügend Ware da ist. Während des Tages sind die Eintrittskasse, der Verkaufstand und diverse Anliegen der kleinen und großen Badegäste zu bewältigen.
Dabei muss auch mal ein Bienenstich behandelt werden oder ein Schiefer aus dem Fuß entfernt werden. Oder man hilft älteren Badegästen. Der älteste Besucher überhaupt war heuer ein 88-jähriger Mann mit seiner etwas jüngeren Frau. Obwohl er nur noch sehr schlecht sieht, wollte er unbedingt im tiefen Becken schwimmen. Beim Einstieg halfen dem älteren Ehepaar Jugendliche aus Geibenstetten. Da sie die Abtrennung zwischen Schwimmer und Nichtschwimmer-Bereich nicht überwinden konnten, hatte diese Elke Wolf kurzer Hand abgebaut. Nach einer gemächlichen Runde im tiefen Wasser wurden die beiden Senioren wieder aus dem Wasser begleitet.
Das ist der große Vorteil des Geibenstettener Bads, es ist übersichtlich und für jeden Badegast haben die Bademeisterinnen ein offenes Ohr. Auch der neue, mit Wassertieren bemalte Kiosk gilt als Geheimtipp. Dort gibt es noch für wenige Cent die legendären „Gummimäuse“, „Gummischlangen“ oder aber auch ein tolles Eis. Die Eltern freuen sich auf eine Tasse Kaffee oder ein kühles Getränk.
Weiteres „Urlaubs-Feeling“ war auf dem benachbarten Volleyball-Spielfeld und dem Bolzplatz geboten. Daran konnten sich auch viele junge Eltern erinnern, die jetzt mit ihren Kindern das Freibad besuchten, aber sich vor ca. 15 Jahren selber als Kinder oder Jugendlicher dort ausgetobt haben. Für Elke Wolf ist das ein Zeichen, dass das Bad in den 41 Jahren seines Bestehens (gebaut wurde es 1977) nichts an Attraktivität verloren hat.
Das klare „blaue“ Wasser wird jetzt am Saisonende aber nicht einfach „abgelassen“. Zunächst war letzte Woche eine Musik-Band mit ihrer Ausrüstung im tiefen Becken und spielte „Unterwassermusik“. Photograph Thomas Mayer aus Neustadt a.d. Donau machte dabei Unterwasseraufnahmen für das Cover der neuen CD der Band.
Am kommenden Mittwoch rückt die Jugendfeuerwehr aus Mühlhausen mit ihrem Löschfahrzeug an und wird im Rahmen einer Übung einen Großteil des Beckens leerpumpen. Dann ist aber wirklich Saisonende für Elke Wolf. Sie wird die Anlage kpl. „wasserfrei“ machen und „einwintern“.
Elke Wolf würde gern, nach 32 Jahren, ganz Schluss machen mit ihrer Tätigkeit als Bademeisterin des Freibads Geibenstetten. Eigentlich hatte sie bereits heuer bei der Stadt Neustadt a.d. Donau gekündigt gehabt. Da sich aber kein Nachfolger/ keine Nachfolgerin gefunden hat und es ihr eine Herzensangelegenheit ist, hat sie noch mal ein Jahr gemacht, und wurde auch durch den Super-Sommer belohnt dafür.
Für das nächste Jahr sucht die Stadt Neustadt a.d. Donau jemand, der das idyllische Familien-Bad in Geibenstetten während der Sommermonate betreuen möchte. Interessenten können sich gerne in der Stadtverwaltung melden.
Text und Fotos: Josef Kastl