Seit einer Woche rasen viele Traktoren mit speziellen Wägen quer durch Mühlhausen, egal ob im Unterdorf oder im Oberdorf. Und ab in der Früh um ca. 5.00 Uhr heulen Maschinen los bis abends um ca. 19.00 und 20.00 Uhr. Mitten im Dorf stehen plötzlich große Container auf der Straße, die auf LKW-Zugmaschinen und Anhänger geladen werden. Und ein ganz eigenartiger Geruch liegt in der Luft.
Jedes Jahr kurz vor dem Gillamoos in Abensberg beginnt, wie in der ganzen Hallertau, auch in Mühlhausen die Hopfenernte. Die Landwirte in Mühlhausen, die sich größtenteils auf den Hopfenanbau spezialisiert haben, sind jetzt 7 Tage in der Woche dabei, das „Gold der Hallertau“ von den Feldern zu holen.
Aber wie läuft eine Hopfenernte heutzutage ab? Als ehemaliger Hopfenzupfer-Helfer (es ist schon mehr als 30 Jahre her) war ich neugierig und habe 2 leidenschaftliche Hopfenzupfer, den Timo und den Thomas, für ein paar Stunden begleitet.
Bereits vor 6.00 Uhr am Morgen stehen die Jungs auf und machen sich auf zum Hof Ihres Onkels bzw. Nachbarn. Dort wartet bereits der Vater von Timo mit dem Traktor und dem angebauten Abreissgerät und einem Spezialwagen. Es geht raus in den Hopfengarten um die erste Fuhre zu holen. Das Gespann fährt am bereits halb leeren Hopfengarten in den nächsten Bifang und beginnt mit dem Abschneiden der Rebe am unteren Ende. Während das Gespann weiterfährt werden die Rebendrähte abgeschnitten, abgerissen und die Reben legen sich geordnet auf dem Wagen.
Bei der Heimfahrt sitzen die beiden oben auf der Fuhre und lassen sich den Fahrtwind um die Nase wehen.
In einem großen Gebäude des Hofes steht die Hopfenpflückmaschine. Der Vater vom Timo fährt mit der Hopfenfuhre von hinten in die Halle und sobald er an der Hopfenpflückmaschine vorbeifährt, schaltet der die Abladevorrichtung ein. Er fährt mit dem Traktor weiter, so dass der Rebenhaufen genauso so, wie auf dem Wagen nun am Boden vor der Pflückmaschine liegt.
Eine fleißige Frau sucht nun das abgeschnittene Ende der Rebe und klemmt sie an der Hopfenflückmaschine ein. In regelmäßigen Abständen kommt eine Klemmvorrichtung, der sog. „Kasperl“ und holt sich eine Rebe ab. Diese wird nun längst in die Maschine gezogen. Dort drin werden die Dolden mit verschiedenen Pflückeinrichtungen von der Rebe gezupft. Und ein großes, starkes Gebläse trennt die Blätter von den Dolden. Dieses Gebläse verursacht übrigens auch den größten Lärm bzw. das Heulen ab 5.00 Uhr früh. Die Dolden werden über ein langes Förderband nach oben zur Hopfendarre transportiert. Die Rebe dagegen wird kleingehäckselt und zusammen mit dem Laub auf einen Miststreuer geblasen und dann wieder auf das Feld ausgebracht als Dünger. Bei einigen Landwirten wird dies auch mit riesigen Containern abgeholt. Diese werden, wie oben erwähnt auf der Straße auf LKWs umgeladen.
Da die Dolden sehr feucht sind, würden sie nach kurzer Zeit zu faulen anfangen. Deshalb müssen sie getrocknet werden. Hierzu werden sie in einem großen Trocknungsofen, der sog. Hopfendarre, getrocknet. Dies ist ein hohes Gebäude, in dem sich oben ein Vorratsraum befindet, auf halber Höhe der Trocknungsraum ist und unten ein großer Heizungsofen, der warme Luft erzeugt. Wenn der Vorratsraum voll ist, wird eine Klappe geöffnet und die Dolden fallen auf den ersten Gitterboden und werden gleichmäßig verteilt. Nach einiger Zeit wird der Gitterboden geöffnet und die Dolden fallen auf einen weiteren darunter befindlichen Gitterboden. Der obere Gitterboden wird wieder befüllt. Das geschieht ein weiteres Mal. Dann sind die Dolden in einem Gitterboden angelangt, der wie eine große Schublade gebaut ist. In jeder Stufe verbleiben die Dolden einige Zeit und werden somit schrittweise immer trockener. Nach dem letzten Trocknungsschritt wird der große Schubladen aus der Trocknungskammer rausgefahren und auf einem großen Lagerboden, der sich über der Hopfenzupfmaschine befindet entleert.
Dort bleiben die Dolden einen Tag zum Abkühlen liegen und werden „konditioniert“, d.h. mit einem Mittel eingesprüht. Der fertige Hopfen wird nun noch verpackt. Hierzu werden die trockenen Dolden unter der Mithilfe von Timo und und seiner Tante in eine Fördervorrichtung geschoben, die die Dolden in die Hopfenpresse befördert. Dort wird ein bestimmtes Volumen gemessen, in einen quaderförmigen Sack gefüllt und zusammengepresst.
Nach dem Zunähen des Quaders wird noch das Gewicht von der Annalena ermittelt und aufgeschrieben. Mit einem kleinen Kran werden die Quader auf einer Palette gestapelt und bis zur Abholung in einer Lagerhalle aufbewahrt.
Die Hopfenernte ist der Übergang vom Sommer in den Herbst. Das wird auch optisch sehr deutlich. Denn die leeren Hopfengärten geben den Blick wieder frei auf die plötzlich weitgehend leeren Felder.
Anmerkung:
Aufgrund der immer weiter fortschreitenden Entwicklung läuft die Hopfenernte bei vielen Betrieben noch mehr automatisiert ab. Dieser kurze Bericht soll einen Einblick in die grundlegenden Arbeiten bei der Hopfenernte geben.