21.08 2016

Bodenerosion verhindern: Mit Pilotprojekt „boden:ständig“ die Problematik angehen

Bericht von Frau Helga Gebendorfer:

Mühlhausen/Lks. Kelheim. Der Bayerische Bauernverband lud zusammen mit dem Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Abensberg (AELF), dem Amt für Ländliche Entwicklung Landau (ALE) und dem Landschaftspflegeverein VöF Kelheim zu einer gemeinsamen Informationsveranstaltung unter dem Motto „boden:ständig – Pflanzenbauliche Maßnahmen zur Verhinderung der Bodenerosion auf landwirtschaftlichen Nutzflächen“ ins Sportheim ein.

„Wir wollen alle Landwirte, die in der Gemarkung Mühlhausen erosionsgefährdete Flächen bewirtschaften, zu dem komplexen Thema Bodenerosion und deren Möglichkeiten zur Verhinderung informieren und miteinander Verbesserungsmöglichkeiten besprechen“, fasste der stellvertretende Kreisobmann Konrad Dichtl bei der Begrüßung seiner Kollegen zusammen. Vorneweg schickte er, dass es nicht um Schuldzuweisung an Landwirte geht, sondern dass das Treffen dem Ackerboden als wichtigstes Gut gewidmet ist. „Wir wollen ihn halten und nicht zuschauen, wie er den Bach runtergeht“, betonte Dichtl. Das Ziel sei möglichst wenig Erosion zuzulassen, wobei pflanzenbauliche Maßnahmen ein Glied in der Kette sind. Freilich spielt aus seiner Sicht bei Starkregenereignissen natürlich auch der Flächenverbrauch mit Versiegelung eine große Rolle.

Sebastian Gaigl vom ALE teilte mit, dass Mühlhausen mit der Dorferneuerung auf einem guten Weg ist. Gleichzeitig machte er auf das Wasser-, Erosions- und Hochwasserproblem aufmerksam, das es anzugehen gilt. Mit der Initiative „boden:ständig“ sei ein neuer Denkansatz zur umweltgerechten Entwicklung gestartet worden. BBV und VöF hätten erreicht, dass der Landkreis Kelheim seit Herbst 2014 eine niederbayerische Pilotregion des bayernweiten Projektes wurde. Unter anderem ist auch Mühlhausen als eines der Gebiete mit hohem Handlungsbedarf ausgewählt worden. „In den nächsten Jahren werden viele Schritte nötig sein, um diese Problematik systematisch zu lösen“, erklärte er. Im Rahmen dieser Initiative werden vor Ort Konzepte mit den Verantwortlichen ausgearbeitet.

„boden:ständig setzt auf freiwilliges Engagement, nicht auf Ordnungsrecht“, bemerkte VöF-Geschäftsführer Klaus Blümlhauber, der im Kelheimer Landkreis außer Mühlhausen noch Elsendorf, Jauchshofen, Neulohe, Train und Teugn als weitere Projektgemeinden aufzählte. Boden sei ein wertvoller, aber empfindlicher Schatz, den es zu erhalten gilt. Für das Engagement für das kooperative Boden- und Gewässerschutz-Projekt „boden.ständig“ ist der VöF vor kurzem mit dem Deutschen Landschaftspflegepreis 2016 in der Kategorie „Innovative Projekte“ ausgezeichnet worden.

Felix Schmitt vom VöF zeigte Bilder der Folgen von Starkniederschlägen Ende Mai in Mühlhausen. „Die pflanzenbaulichen Maßnahmen der Bauern wirken im Hinblick auf den Abfluss und die Erosion“, lautete seine Bilanz. Sein Fazit: ganz ohne Erosion wird es nicht gehen und es wird immer auch ein Überschwemmungsrisiko bleiben. Bauliche Maßnahmen sind Auffangpositionen und pflanzenbauliche Maßnahmen mit Eigeninitiative der Landwirte sind unersetzbar.

Mit der Reduzierung vom Wasserabfluss in Hopfen- und Spargelfächen beschäftigte sich Josef Ingerl vom AELF. Er empfahl
– Grünstreifen im Rahmen der Flurbereinigung stehen zu lassen,
– Zwischenfruchtanbau mit Liegenlassen der Ernerückstände,
– keine intensive Bearbeitung am Vorgewende,
– weniger Boden-Feinbearbeitung,
– Anlegen von dauerhaften Grünstreifen,
– Vermeidung von Bodenverdichtungen,
– Anlage der Spargeldämme quer zum Hang,
– Stroh als Barriere zwischen den Reihen,
– dauerhaft eingesäte Quer- und Randstreifen und
– keine Neuanpflanzungen an besonders gefährdeten Flächen.

Die Möglichkeiten des Erosionsschutzes im Mais beleuchtete Christoph Biberger, Umsetzungsberater der Wasserrahmenrichtlinie. Er sprach sich aus für
– Gewässer- und Erosionsschutzstreifen,
– Querbewirtschaftung,
– Zwischenfruchtanbau und Mulchsaat,
– Direktsaat und Strip-Till-Verfahren,
– Greening und Schlagteilung aus.

Referenten Bild Landw. Wochenblatt 2016-08-21Gemeinsames Engagement für den Boden: (v.l.) Markus Grundner, Fachzentrum für Agrarökologie Straubing, Christoph Biberger, Felix Schmitt, Josef Ingerl, AELF-Leiter Siegfried Schneeweis-Müller, Konrad Dichtl, Klaus Blümlhuber, Ortsobmann Norbert Sigl, und Sebastian Gaigl

 

Weitere Informationen zu diesem Thema siehe

Pflanzenbauliche Maßnahmen zur Verhinderung von Bodenerosion auf landwirtschaftlichen Flächen