30.07 2016

Jakobi – Kirta, der Feiertag im „Oberdarf“

Der heutige Ortsteil Mühlhausen ist aus den beiden ehemaligen selbständigen Ortschaften Forstdürnbuch und Mühlhausen hervorgegangen. Im Jahr 1818 wurden das Pfarrdorf Mühlhausen und das Kirchdorf Forstdürnbuch im Zuge des Gemeindebildungsprozesses in Bayern zu einer Gemeinde zusammengelegt *).

Im Mühlhausener Volksmund hält sich immer noch hartnäckig die Aufteilung in „Oberdarf“ und „Unterdarf“.

In beiden Dörfern gab bzw. gibt es sehr schöne Pfarrkirchen, in denen auch regelmäßig kirchliche Veranstaltungen gefeiert werden.
Die Pfarrkirche Mühlhausen ist dem Heiligen St. Vitus geweiht und die Filialkirche Forstdürnbuch dem Heiligen St. Jakob. Die Christen feiern jedes Jahr an den  Jahrestagen der jeweiligen Namenspatrone das Patronzinium. Daran schließt sich traditionell auch eine weltliche Feier an. Am Patroziniumsfest der Pfarrkirche St. Vitus hat sich im Laufe der Jahre daraus das Pfarrfest entwickelt, das ein fester Termin im Jahreskreis von Mühlhausen ist.

Vor einigen Jahren, genau konnte es Brigitte Schaller auch nicht mehr sagen, kamen die „Oberdarfer“ Gläubigen während eines Pfarrausflugs auf die Frage, warum es eigentlich kein weltliches Fest zu „ihrem“ Patrozinium gibt. Daraus ist dann die Idee entstanden, auch ein entsprechendes Fest zu veranstalten, nämlich den Jakobi-Kirta. Seit mehr als ca. 20 Jahren organisieren mehrere Familien aus dem Oberdarf ein kleines Fest.

„Jakobi“ ist in der ländlichen, bäuerlichen Bevölkerung auch heute noch ein wichtiger Zeitpunkt im Kalender. Denn um „Jakobi“ beginnt die Getreideernte, zumindest einige frühe Getreidesorten sind schon geerntet. Aber auch für die Gartler wird damit die Obsternte eingeläutet. Wer kennt sie nicht, die Jakobi-Äpfel. Der „Klarapfel“, so der richtige Sortenname, ist besonders früh reif. Mit seinem leicht säuerlichen Geschmack und seiner hellgelben Farbe leuchtet er von den Obstbäumen.

Und in Mühlhausen wird es dann Zeit für den Jakobi-Kirta, der immer am Namenstag es Hl. Jakobus, den 25. Juli gefeiert wird.

Jakobi-Kirta 2016 (5)Am vergangenen Montag feierte in der denkmalgeschützten Kirche St. Jakob der Neupriester Florian Rein, der vor einigen Wochen zum Priester geweiht wurde, und vorher ein Praktikumsjahr in den Pfarrgemeinden Neustadt a.d. Donau und Mühlhausen absolviert hatte, einen Gottesdienst. Abschließend gab er allen Anwesenden auch seinen Primizsegen. Wie wichtig das Fest für die Mühlhausener ist, zeigte sich auch daran, dass die Kirche St. Jakob bis auf den letzte Platz gefüllt war.

Das anschließende gemütliche Beisammensein, das normalerweise direkt an der Jakobs-Kirche stattfindet, musste aufgrund der Witterung kurzfristig in den Hof der Familie Dichtl verlegt werden. Die Besucher warteten schon gespannt auf die Spezialitäten, die es nur an Jakobi in Mühlhausen gibt. Zu „Vinschgauer“, Fischsemmel, Lachssemmel, Küachl und anderen Schmankerl mundete das eine oder andere Glas Wein hervorragend.

Der Hausherr und Sprecher der Organisatoren, Herr Konrad Dichtl begrüßte die Gäste und freute sich über den zahlreichen Besuch. Die Mühlhausener Blaskapelle sorgt selbstverständlich kostenlos für die musikalische Unterhaltung.

Bei sommerlichen Temperaturen wurde bis spät in den Abend beieinander gesessen und gemütlich „geratscht“. Dieses kleine, aber feine Fest ist eigentlich ein Geheimtipp. Für die Dorfgemeinschaft und den Zusammenhalt ist dies eine sehr wichtige Veranstaltung, bei der sich die „Oberdarfer“ und  die „Unterdarfer“ ganz ungezwungen unterhalten und immer mehr „zusammenwachsen“.

 

 

*) Zitat aus dem Denkmalpflegerischen Erhebungsbogen Mühlhausen, Stadt Neustadt a.d. Donau, Lk. Kelheim,
Dipl.-Geograf Martin Späth, 07. April 2016