Im Laufe eines Kalenderjahres gibt es Feiertage und Gedenktage, die uns immer wieder neben dem alltäglichen Geschehen am Arbeitsplatz, in der Familie und in der Gesellschaft auf wichtige Themen aufmerksam machen sollen. Der Kriegerjahrtag ist so ein Gedenktag. In Mühlhausen hat es sich die Krieger und Reservistenkameradschaft „auf die Fahne geschrieben“, jährlich einen Kriegerjahrtag abzuhalten.
Alle zwei Jahre, Ende Juli bzw. Anfang August, werden die Ortsvereine aus Mühlhausen und Geibenstetten und die Bevölkerung der beiden Dörfer eingeladen, gemeinsam einen Gottesdienst zu besuchen und anschließend an einer kurzen Gedenkveranstaltung am Kriegerdenkmal teilzunehmen.
Am Sonntag, 30. Juli 2017, bereits in der Früh um 6.00 Uhr hallten Kanonenschüsse vom Waldrand am Dürnbucher Forst zurück in das Dorf. Gleich darauf hörte man die Blaskapelle mit flotter Marschmusik zum Weckruf durch die Straßen ziehen. Die Marschstrecke ist so festgelegt, dass die Musikanten rechtzeitig um ca. 08.00 Uhr am Sportheim ankommen. Dort warteten schon der Kriegerverein aus Mühlhausen, dessen Patenverein aus Münchsmünster, die Feuerwehren aus Mühlhausen und Geibenstetten, der Sportverein, der Schützenverein und der Frauenbund bei frischen Weißwürsten und Brezen auf die Blasmusik.
Rechtzeitig setzte sich der Kirchenzug in Bewegung, um pünktlich an der Pfarrkirche St. Vitus zum Gottesdienst einzutreffen, wo Herr Kaplan Maximilian Roeb zur sonntäglichen Messfeier eingeladen hatte. Die Blaskapelle gestaltete die Feier musikalisch mit der Messe von Michael Hayden. Der Klang von Bass, Flügelhorn, Posaune, Trompete und Klarinette passte sehr gut zu den Melodien der Lieder und prägte die kirchliche Veranstaltung auf besondere Weise. Der Auszug aus der Kirche wurde musikalisch untermalt mit der Europa- Hymne. Darin kommt zum Ausdruck, dass der Gedenktag kein lokales Ereignis ist, sondern vielmehr eine völkerübergreifende Bedeutung hat.
Anschließend marschierten die Vereine und die Gläubigen zum Kriegerdenkmal in den Friedhof. Dort wurde mit Gebeten an die Verstorbenen und Gefallenen der Kriege gedacht.
In einer Ansprache erläuterte Hauptmann der Reserve Sebastian Hainz den Sinn des Gedenktages.
Einleitend stellt er die Frage: „Warum stehen wir heute hier? Obwohl wir mit dem Krieg, Gott sei Dank, nichts zu tun hatten?“ Der Name des Ortes sage es aus. Das „Denk-mal“ soll uns anregen, über den Krieg und all seinen negativen Folgen nachzudenken. Not, Elend, Verzweiflung, Zerstörung und Tod müssen uns daran erinnern dass es sich immer lohnt, ausnahmslos, für den Frieden einzutreten.
Die Gefallenen und Vermissten würden zwar als Helden gefeiert, aber nicht wegen ihrer Taten sondern wegen ihres Todes. Und dieser sei nur dann nicht umsonst, wenn wir ihn zum Anlass nehmen, uns Gedanken zu machen.
Die Bedrohungen des täglichen Lebens, wie wir es kennen, ob real oder gefühlt steigen. Sie erzeugen ein Gefühl der Unsicherheit und des Neides.
Ebenso werden die Zeitzeugen der jüngsten, in Deutschland ausgefochtenen, Kriege immer weniger und mit ihnen die tatsächliche „Erfahrung“, was Krieg bedeutet.
Die Hemmschwelle in gewaltsamen Auseinandersetzungen Lösungen zu sehen sinkt. Umso wichtiger sei es, die Menschen zu überzeugen keine Angst zu haben zu kurz zu kommen und sich selbst etwas zurückzunehmen, Toleranz zu üben und vor allem zu verzeihen.
In der heutigen globalen Welt beeinflussen sich die Entwicklungen der einzelnen Länder gegenseitig. Es liege an uns und unseren Kindern, den Weg in die Zukunft selbstbewusst, aber auch mit Akzeptanz und Verständnis anderen Völkern gegenüber zu gehen.
Den Opfern der vergangenen Kriege zur Ehre und den Lebenden zur Mahnung wurde im Anschluss ein Kranz am Krieger-„Denk mal“ niedergelegt.
Kaplan Maximilian Roeb beendete die Gedenkfeier mit dem Dank an die Krieger- und Reservistenkameradschaft, sich dieser wichtigen Veranstaltung immer wieder anzunehmen.
Angeführt von der Blaskapelle marschierten die Vereine zurück zum Sportheim und ließen mit einem gemütlichen Frühschoppen auf der Terrasse die Veranstaltung ausklingen.
Text und Bilder: Josef Kastl