24.04 2018

Mühlhausen, eines von vier boden:ständig-Projekten im Landkreis Kelheim

In den boden:ständig-Projektgebieten im Landkreis Kelheim ist im vergangenen Jahr einiges passiert, gute Problemlösungen kann man daher vielerorts schon in der Praxis sehen.

Bei einer Informationsfahrt durch den Landkreis Kelheim wurden vom Landschaftspflegeverband Kelheim VöF e.V. exemplarische Maßnahmen in Jauchshofen, Elsendorf, Langquaid und Mühlhausen den teilnehmenden Landwirten, Kommunalvertreter und „boden:ständig Aktiven“ vorgestellt.

 Während der Busfahrt stellten sich mit Herrn Dr. Turmeier und Maximilian Frank die Beauftragten des zuständigen Amts für Ländliche Entwicklung (ALE) vor. Sie weisen darauf hin, dass das Thema Bodenerosion nur gemeinsam von ALE, VöF, bbV, AELF und vor allem mit vor Ort anerkannten Landwirten bewältigt werden kann.

Eines der größten boden:ständig-Projekte ist im vergangenen Jahr in Mühlhausen entstanden. Am östlichen Ortseingang wurden bei Starkregenereignissen regelrechte Schlammmassen in das Dorf geschwemmt. Neben der Wittmannkapelle, die auf einer leichten Anhöhe steht hat, sich eine Mulde regelrecht angeboten für ein Regenrückhaltebecken. Durch eine leichte Vertiefung und mit einem Damm, aus speziellem Lehm angelegt, entstand ein Regenrückhaltebecken mit einem Volumen von 1.200 m³. Durch einen neuen ca. 30 cm tiefen, ca. 490 m langen Graben, einem Sammelschacht und einer Rohrleitung unter einem Feldweg wird das Oberflächenwasser von den umliegenden höher gelegenen landwirtschaftlichen Flächen in das Becken eingeleitet und aufgestaut. Das Abfließen erfolgt kontrolliert mit einem Abflussrohr kleinerer Nennweite. Sollte aber mehr Wasser zu- als abfließen, wird das überschüssige Wasser über einen eingebauten Notüberlauf gezielt in den nahen Entwässerungsgraben geleitet.

Die Maßnahme wurde im Rahmen der Dorferneuerung mit Flurneuordnung angestoßen. Federführend ist dabei der Örtliche Beauftragte Konrad Dichtl. Als unmittelbarer Anrainer ist es ihm immer schon ein Anliegen, gegen die Überschwemmungen was zu unternehmen. Durch seine langjährige Erfahrung als Landwirt, Kreisrat, Stadtrat und 3. Bürgermeister der Stadt Neustadt a.d. Donau wusste er, wie das Projekt angegangen werden kann. Gemeinsam mit dem VöF wurden Berechnungen angestellt, das ALE hat die Erosionsschutzberatung, die Fachplanung und die Finanzierung übernommen.

Mit Unterstützung des Sprechers des Dorferneuerungs-Arbeitskreises „boden:ständig“ Konrad Sigl wurde den Rundfahrt-Teilnehmern mittels Bilder eindrucksvoll aufgezeigt, wie die Situation bei den letzten Starkregenereignissen war.

Sie wiesen auch auf ein weiteres Projekt hin, das in 2018 umgesetzt wird und auch eine Besonderheit hat. Im sogenannten Flurbereich „Kreut“ wird die vorhandene Topologie genutzt. So dass ebenfalls nur durch das Bauen eines Dammes und das Höherlegen einer Flurstraße ein Stauraum mit einem Volumen von 3.100 m³ entsteht. Der große Vorteil hierbei ist, dass die im Bedarfsfall überflutete Fläche jederzeit landwirtschaftlich genutzt werden kann. Lediglich im Falle einer Überflutung wird an dem bewirtschaftenden Landwirt eine Entschädigung gezahlt.

In einer kurzen abschließenden Diskussionsrunde brachten alle anwesenden Vertreter der Ämter und Behörden ihre Anmerkungen zum Thema Bodenerosion und Schutz der landwirtschaftlichen Flächen zum Ausdruck.

Der Ackerboden als das kostbarste Kapital der Landwirte muss auf den Feldern bleiben (Thomas Obster, bbv). Das kann nur durch die Reduzierung der Erosion erreicht werden (Klaus Blümelhuber, VöF).  Dafür sind Maßnahmen erforderlich, die vor allem durch die Landwirte getragen werden müssen. Mit einer Wertschätzung von Natur und Ackerboden und einer entsprechenden Bewusstseinsbildung kann hier viel erreicht werden (Frau Heiß-Brenninger, AELF). Dass dieser Prozess im Landkreis Kelheim doch schon sehr gut funktioniert, zeigen die 7 landwirtschaftlichen Gebiete mit insgesamt 8 bonden:ständig-Projekten.

Aber auch die sehr gute Resonanz der Informationsfahrt bei den Landwirten zeigt, dass diese sehr offen dem Thema gegenüber stehen. Einige sind sogar bereit, die konventionelle Arbeitsweise zu ändern und auch mal neue Wege zu gehen. Sicherlich sind es in erster Linie die Bauern, die auf den eigenen Feldern und vielleicht auch am eigenen Hof die Auswirkungen der Bodenerosion zu spüren bekommen.

Weiterer Bericht in der Mittelbayerischen Zeitung: Im Kleinen gegen große Fluten

Text und Fotos: Josef Kastl