Am 11. Juli 2016 fand im Sport- und Schützenheim Mühlhausen eine sehr informative Veranstaltung zur Vermeidung von Bodenerosion statt.
Ein Dauerthema, das ganz Mühlhausen betrifft ist die Überschwemmungsgefahr bei Starkregenereignissen. Aufgrund der topographischen Lage kam es schon in früheren Jahren zu Überschwemmungen im Dorf. Deshalb ist es auch eines der Hauptthemen im Leitbild zur Dorferneuerung. Erst am 18. März diesen Jahres wurde in der Auftaktveranstaltung zum Thema „boden:ständig“ ein Maßnahmenkatalog vorgestellt, wie die Wassermassen in der Flur zurückgehalten und gezielt abgeleitet werden können.
Ungefähr 2 Monate später, nämlich am 29. Mai 2016 kam es erneut zu einem Starkregen, der die Hauptstraße durch Mühlhausen überflutete. Viele Haus- und Grundbesitzer hatten zum ersten Mal überhaupt plötzlich Wasser und Schlamm in ihren Gärten, Gebäuden und Kellern.
Nicht nur für die Bürgerinnen und Bürger, auch für die Landwirte, deren fruchtbarer Ackerboden davongeschwemmt wird, stellt dies ein Problem dar. Wie bei jeder Gefährdung gilt es jetzt zu überlegen, was man machen kann, um diese Gefährdung zu reduzieren und soweit wie möglich zu vermeiden.
Diesem Zweck diente die Versammlung, zu der die Teilnehmergemeinschaft der Dorferneuerung alle Landwirte und Bewirtschafter der Flächen in der Mühlhausener Flur eingeladen hatte.
Der Örtliche Beauftragte der Teilnehmergemeinschaft und stellvertretende Vorsitzende des Bayerischen Bauernverbandes im Landkreis Kelheim, Herr Konrad Dichtl, hatte sehr kompetente Referenten für Vorträge zu pflanzenbaulichen Maßnahmen zur Verhinderung von Bodenerosion auf landwirtschaftlichen Flächen gewinnen können. Er eröffnete die Veranstaltung mit einem Hinweis auf die Aktualität der Problematik.
Der Projektleiter der Dorferneuerung Herr Sebastian Gaigl vom Amt für Ländliche Entwicklung (ALE) Niederbayern berichtete, warum das Thema Bodenerosion ein Kernthema für Mühlhausen darstellt. Es wurde bereits zu Beginn der Dorferneuerungs-Gespräche vor 2 Jahren von den Mühlhausener als sehr wichtig eingestuft und im Leitbild verankert, so dass jetzt auch entsprechende Maßnahmen im Rahmen der Flurneuordnung gefördert werden können.
Die aktuelle Situation auf den landwirtschaftlichen Flächen rund um Mühlhausen hat Herr Felix Schmitt vom Landschaftspflegeverband Kelheim e.V. (VöF) untersucht. In einer Veranstaltung im März hat er bereits konkrete Maßnahmen vorgestellt, von denen auch eine Maßnahme schon so weit geplant ist, dass sie baldmöglichst umgesetzt werden kann.
Mit sehr aktuellen Bildern, die nach dem Starkregen am 29. Mai 2016 auf Mühlhausener Felder aufgenommen wurden, zeigte er die drastischen Folgen. In einem Spargelfeld haben die Wassermassen einen Graben mit einer Breite von ca. 1,50 m und einer Tiefe von ca. 1,00 m „gerissen“. Der fruchtbare Ackerboden wurde fortgeschwemmt und sammelte sich in einem benachbarten Feld, wo die dortige Frucht auch stark geschädigt und am Wachstum gehindert wurde.
Herr Schmitt zeigte in graphischen Darstellungen, wie günstiger und weniger günstiger Ackerbau das Abfließen von Oberflächenwasser mehr oder weniger verhindern kann. Auch die angepflanzte Kultur ist sehr ausschlag-gebend. Vor allem der weit verbreitete Spargel und Hopfen führen zu lokal sehr hohen Abträgen von Acker-boden. Diese lassen sich aber durch pflanzenbauliche Maßnahmen erheblich reduzieren. Im Landkreis Kelheim gibt es mehrere Landwirte, die mit „Oberliegereffekte“ und „Vorfruchtwirkung“ die Erosion erheblich reduzieren werden konnten. Ganz vermeiden lässt sich eine Erosion nicht, aber doch stark reduzieren. Die Strategie der „boden:ständig“- Politik besteht zum einem aus baulichen Maßnahmen als Auffangpositionen und zum anderen aus Vorrang für pflanzenbauliche Maßnahmen, Hierfür ist aber die Eigeninitiative der Landwirte gefordert.
Gesamter Vortrag von Herrn Felix SchmittWie die Eigeninitiative der Landwirte ausschauen könnte, zeigten die beiden nächsten Referenten.
Herr Josef Ingerl vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) befasst sich mit Maßnahmen zum Erosionsschutz bei Hopfen und Spargel. Er möchte den Landwirten und Bewirtschaftern der gefährdeten Hanglagen Möglichkeiten aufzeigen, um Abschwemmungen zu vermeiden. Mit einigen Bildern über Abschwemmungen nach einem Starkregen im Jahr 2013 wies er darauf hin, dass die Bodenverdichtung eine nicht unerhebliche Rolle spielt. Auch die Bedeutung der Regenwürmer ist nicht zu unterschätzen. Durch ihre Grabtätigkeit lockern sie den Boden. Die Regenbogenröhren dienen als Drainageröhren, erhöhen die Infiltration, mindern den Oberflächenabfluss, verbessern Sauerstoffversorgung und bieten Wurzelraum für die Pflanzen. Der Regenwurmkot hat eine hohe Aggregatstabilität und durch das lockere Gefüge wird das Wasserhaltevermögen gesteigert.
Speziell beim Hopfen wäre es sinnvoll, das Vorgewende, also den Randbereich des Hopfengartens, der zum Wenden dient, zu begrünen und nicht intensiv bearbeiten. Dann bildet sich ein Grünstreifen, der zwar das Wasser durchlässt, aber den fruchtbaren Boden zurückhält.
Der Austrag dieses wertvollen Bodens aus dem Hopfengarten könnte durch einen Zwischenfruchteinsatz erheblich reduziert werden. Durch Mulchen der Zwischenfrucht wird ein weiterer Rückhalteeffekt erreicht.
Auch beim Spargel sollte bereits bei der Anlage des Feldes ein Grünstreifen mit angelegt werden. Vielleicht ist eine Bewirtschaftung quer zum Hang möglich. Wenn nicht, bringen sicher dauerhaft eingesäte Grünstreifen und begrünte Abflusswege eine Beruhigung der Wassermassen.
Auch das Ausbringen von Stroh (lose, oder ganze Ballen) zwischen den Spargelreihen hält das Wasser zurück.
Wenn das nichts hilft, kann das Wasser in Auffangbecken aufgestaut und gezielt abgeleitet werden. Grundsätzlich wäre es am besten, keine Neupflanzungen mit Hopfen und Spargel an Standorten mit besonderen Gefährdungen zu machen, z.B. wenn
– bereits eine Abschwemmung bei der bisherigen Nutzung vorhanden ist,
– ein Feld mit großer Hanglänge nicht die Möglichkeit bietet, quer zum Hang einen Damm anzuordnen,
– die Reliefbedingte Bündelung des Oberflächenabflusses direkt in Gewässer, Straßen bzw. Siedlungsbereiche
fließt.
Aber auch bei den anderen Reihen-Kulturen gibt es einige Möglichkeiten, die Erosionen zu reduzieren bzw. zu verhindern. Der Agrarökologe und Umsetzungsberater Christoph Biberger vom AELF zeigte vielseitige Maßnahmen auf, die sich auch schon mehrmals im Landkreis Kelheim bewährt haben. Im Mais wird der Gewässer– und Erosionsschutzstreifen im Rahmen eines Kulap-Programmes gefördert. Die Querbewirtschaftung, der Zwischenfruchtanbau, die Mulchsaat, die Direktsaat, das Greening und die Schlagteilung sind weitere wirksame Maßnahmen. Am Hang wäre der Fruchtartenwechsel, abgestimmt mit dem Feldstücksnachbarn bei erosionsgefährdeten Früchten spez. Mais, Zuckerrüben und Kartoffeln sinnvoll.
Darüber hinaus sollte durch die Bearbeitung das Bodenleben und Bodenfruchtbarkeit gefördert werden. Bodendruck (Bereifung, Luftdruck, Reifendruck-regelanlage) und Bodenfeuchte sollten beachtet werden. Eine pfluglose Bewirtschaftung wäre ideal.
Gesamter Vortrag von Herrn Christoph BibergerIn der anschließenden Diskussion haben die Landwirte die Maßnahmen kritisch hinterfragt. Vor allem die Fördermöglichkeiten sind oft nicht ganz nachvollziehbar. Aber grundsätzlich war man sich einig, dass es unbedingt erforderlich ist, bei der Bewirtschaftung der Felder nicht nur auf max. Ertrag zu schauen, sondern auch auf den Erhalt des fruchtbaren Ackerbodens, der die Grundlage für eine gute Ernte ist.
Herr Konrad Dichtl bedankte sich abschließend bei den Referenten für die sehr klaren und informativen Aussagen zu dem komplexen Thema. Er wünscht sich, dass die anwesenden Landwirte als Multiplikatoren die Informationen an ihre Berufs-Kollegen weitergeben.
Es ist die gemeinsame Aufgabe aller, die Natur und Umwelt nachhaltig zu bewirtschaften,
so dass der natürliche Wert und die natürliche Qualität erhalten bleiben.
Im Landkreis Kelheim gibt es erste Erfolge, die überregional Schlagzeilen machen: