Die Böllerschützen Mühlhausen haben lange überlegt, ob sie die Einladung annehmen sollten. Aber schließlich hat die Neugierde doch gesiegt. Der Schießmeister Engelbert Seemüller der Böllerschützen Ilmmünster suchte Verstärkung für seine Gruppe, die bei einem Maibaumfest in Abbehausen, in der Nähe von Bremerhaven, also in Norddeutschland auftreten sollte.
Am Feiertag Christi Himmelfahrt machten sich 6 Böllerschützen und der 1. Vorsitzende Dirk Neitzert mit einem Kleinbus auf den 776 km langen Weg nach Norden. Am frühen Nachmittag erreichten sie den Ortsteil Abbehausen der Weser-Stadt Nordenham auf der Nordseeinsel Butjadingen.
Der Abbehauser Gastronom Udo Venema lässt seit 1985, bereits zum siebten Mal vor seinem Landhotel Butjadinger Tor den größten Maibaum Deutschlands aufstellen.
Damit verbunden ist eine dreitägige Party mit einem umfangreichen Programm, das von bayerischer Tradition bis zu norddeutscher Küstenkultur reicht. Selbstverständlich sind auch eine Disco und eine Schlager-Show im Festzelt eingeplant.
Bereits im Oktober vergangenen Jahr hat sich Udo Venema in einem Douglasien-Wald im Schwarzwald ein Prachtstück mit einer ursprünglichen Länge von 61 Metern und einem Gewicht von 15 Tonnen ausgesucht. Dieser Baum wurde am 23. Oktober 2017 auf das Gut Engelmannsberg bei Pfaffenhofen transportiert. Nach bayerischer Art wurde der mächtige Stamm geschält und zum Trocknen gelagert. Anfang April diesen Jahres wurde der bayerische Ringelanstrich in Bayerns Nationalfarben angebracht. Am 07. Mai startete der Transport von Pfaffenhofen nach Abbehausen, wo er am 10. Mai eintraf.
Die Mühlhausener Böllerschützen waren nach der Ankunft erst einmal überwältigt von dem stolzen Baum und wurden vom Gastgeber Udo Venema herzlich empfangen.
Um 16.00 Uhr begann „die Gaudi“ mit den Mühlhausener Böllerschützen, Goaslschnalzer, Volkstanzgruppe und der Blaskapelle „Goldacher Buam“.
Täglich um 08.00 Uhr von Freitag bis Sonntag stand „Großes Wecken mit den Böllerschützen aus Ilmmünster und Mühlhausen“ auf dem Programm des Maibaumfestes 2018 im Butjadinger Tor.
Beim Bosselwettkampf, eine Art Kegeln auf der Asphaltstraße, zwischen Friesen und Bayern am Freitag waren die Mühlhausener nicht dabei. Sie erkundeten stattdessen die Nordseeküste mit Wattwandern bzw. Sumpftreten.
Am Samstag wurde es dann spannend. Genauso wie bei uns in Bayern musste der Baum am unteren Ende an die Halterung angepasst werden. Allerdings ist das bei einem Durchmesser von 1,20 m schon eine Herausforderung an Zimmerer. Die Zuschauer wurden währenddessen mit bayerischer Blasmusik und Trachtentänzen unterhalten.
Mit Manneskraft ist der 10 Tonnen schwere Baum nicht mehr in die Senkrechte zu bewegen. Deshalb wurde ein Autokran zu Hilfe genommen. Aber auch hier waren Fachleute gefragt, um die Halterungen sicher anzubringen. Nach 2 Stunden stand der stolze weiß-blaue Riesen-Maibaum. Jetzt wurden auch Schilder angebracht, allerdings keine Zunftzeichen, sondern Werbeschilder.
Mit einem Küstenbüfett und einer Schlagerparty ging das Maibaumfest 2018 am späten Samstagabend zu Ende.
Nach einer kurzen Nacht weckten die Mühlhausener Böllerschützen die Friesen am Sonntag früh um 08.00 Uhr zum letzten Mal, bevor sie sich auf den Heimweg in das niederbayerische Mühlhausen machten.
Text: Josef Kastl
Bilder: Böllerschützen Mühlhausen