Anlässlich des 50-jährigen Jubiläums „ihrer“ Bücherei bat Leiterin Marianne Sieber fünf Mühlhausener zu erzählen, wie sich ihr Dorf in der gleichen Zeit geändert hat. So mancher jüngerer Zuhörer staunte über die lustigen Erinnerungen aus der „guaden alten Zeit“.
Ein Stummfilm vom 100-jährigen Gründungsfest der Freiwillige Feuerwehr und des Kriegervereins aus 1975 sorgte zu Beginn für Rätselraten und einige Lacher über die Personen und die damalige Kleidung und Frisuren.
Der ehemalige Sprecher des Pfarrgemeinderates Sebastian Hainz sen. berichtete von der Anschaffung zweier Orgeln, den Neubau eines Pfarrhofes und eines Pfarrheims.
Meilensteine in der Geschichte der Pfarrei St. Vitus:
- 1974 Einweihung des neuen Pfarrhofes mit Pfarrer Georg Necker
- Okt..1963 Installation Pfarrer Georg Necker
- Okt.1975 Neue Orgel wird angeschafft
- 01.09.1990 Installation Pfarrer Martin Särve (Nachruf)
- 20.10.2002 Neue Orgel von Fa. Jann wird geweiht (20-jähriges Jubiläum)
- Okt. 1984 Wallfahrt nach Bettbrunn wieder aktiviert (Jubiläum 535 Jahre Wallfahrt)
- 01.09.2007 Gründung der Pfarreiengemeinschaft Neustadt-Mühlhausen
mit Pfarrer Msgr. Johannes Hofmann - 01.09.2020 Pfarrer Thomas Stummer wird neuer Pfarrer der Pfarreiengemeinschaft
Georg Necker und Martin Särve waren die beiden letzten Dorfpfarrer, bevor die Pfarrei St. Vitus Mühlhausen mit St. Laurentius in Neustadt zu einer Pfarreiengemeinschaft zusammengeschlossen wurde.
„Mühlhausen war früher ein landwirtschaftlich geprägtes Dorf. Mit dem Bau der Erdölraffinerie in Neustadt wurde der Verkehr auf der Bundesstraße B299 durch den Ort immer mehr“ blickte Konrad Dichtl, lange Zeit Stadtrat und dritter Bürgermeister in Neustadt, zurück. Nach langem politischen Ringen wurde eine Ortsumgehung gebaut und mit der Dorferneuerung soll die Ortsdurchfahrt wieder eine „ruhige“ Dorfstraße werden.
Das waren Mühlhausen und Forstdürnbuch früher:
- Gründung der jetzigen Gemeinde 1818
- Aus Forstdürnbuch (169) und Mühlhausen (142 Einwohner)
- Stark landwirtschaftlich geprägt: um 1960 gab es mehr als 60 Hopfenbaubetriebe
- Handwerker:
3 Schreiner
1 Baugeschäft
1 Schuster
1 Sattler
1 Wagner
1 Schmied
1 Spengler
1 Landmaschinenmechaniker
2 Tankstellen
1 Elektriker
1 Friseur
4 Wirtshäuser
4 Lebensmittelgeschäfte
1 Poststelle
2 Banken - Der große Aufschwung in Mühlhausen kam Anfang der 60er Jahre mit dem Bau der Erdölraffinerie in Neustadt. Mit dem Erlös vom Verkauf von Felder wurden Wasserversorgung und Schule gebaut
- Nach dem Bau einer Umgehungsstraße wurde mit der Dorferneuerung die Planung für eine Verkehrsberuhigung angegangen. Hier begann die Dorferneuerung.
Unvorstellbar waren die Schilderungen des früheren Lehrers Werner Krause. „Damals wurden von einem Lehrer zwei oder drei Schulklassen gleichzeitig unterrichtet“. Für die Mühlhausener Kinder änderte sich die Situation erst, als ab 1971 die höheren Klassen und 1973 auch die niedrigeren Klassen in die Grund- und Hauptschule nach Neustadt mussten.
Eckdaten der „Schulgeschichte“:
- Bis 1963 gab es das alte Schulhaus mit drei Klassenzimmer: 1./2. Klasse, 3./4./5. Klasse und 6./7./8. Klasse wurden gemeinsam unterrichtet.
- 1963 wurde die neue Schule eingeweiht. Schulleiter Herr Rittinger,
- 1969 wurde aus der Volksschule die 4-jährige Grundschule und 5-jährige Hauptschule.
- 1971 wurden ab der 5. Klasse die Schüler nach Neustadt abgezogen
- 1973 alle Kinder gingen zur Schule nach Neustadt
- 1973 bis 1980 zog die Sonderschule Thaldorf in das ehemalige Schulhaus ein
- Ab 1980 kein Schulbetrieb mehr
Für das freigewordene Gebäude bot sich an, einen Kindergarten einzurichten. Martha Kastl leitete, den von Pfarrer Georg Necker, Pfarrgemeinderat Karl Lorenz und Stadtrat Hans Weber 1985 initiierten Kindergarten, viele Jahre. Vorher mussten die Mühlhausener Kinder nach Bad Gögging, Neustadt oder Siegenburg gefahren werden.
Und wie wurden Neubürger in Mühlhausen aufgenommen? Lukas Wack fühlte sich mit seiner Familie 1990 „gerne angenommen“. Vor allem die offene Art der Nachbarn und Mitgliedschaft in den Ortsvereinen machten es dem Förster, seiner Frau und seinen Kindern leicht, sich zu integrieren.
Mit dem Dank von Marianne Sieber an die Referenten für „die Erinnerung an so manche Persönlichkeit und Gegebenheit“ endete der sehr unterhaltsame „Dorfabend“.
Bericht: Josef Kastl