09.10 2017

Dorferneuerung Mühlhausen – Regenrückhaltebecken werden gebaut

Es begann mit einem Seminar in Niederaltaich im April 2014. 20 Einwohner aus Mühlhausen beleuchteten 2 Tagen „ihr Mühlhausen“ und legten die wichtigsten Themenschwerpunkte fest, die im Rahmen der Dorferneuerung bearbeitet werden sollten.

Neben verschiedenen Schwerpunkten der Dorfgestaltung wurde auch das Stichwort „boden:ständig“ in die Themenliste aufgenommen.

Hierbei handelt es um ein Programm des bayerischen Landwirtschaftsministeriums, mit dem der Gewässer- und Bodenschutz verbessert werden soll. Vordringlich sollen Bodenerosionen gemildert oder gar verhindert werden. Auf Grund der Lage am „Hangfuß“ ist das auch in Mühlhausen ein Dauerthema. Bei Starkregen kann das Wasser nicht mehr auf den Feldern versickern und fließt oberirdisch ab. Die braunen Wassermassen strömen auf den Feldwegen vom Süden in den Ort hinein. Dort gelangt das Wasser in das Kanalsystem, das wiederum sehr schnell voll ist und zu Überschwemmungen der Höfe und Straßen im Dorf führt. Durch den vermehrten Anbau von Spargel und Hopfen wird der Wasserabfluss noch begünstigt.

Da die Bodenerosion auch an einigen anderen Stellen im Landkreis Kelheim auftritt, hat der Landschaftspflegeverband Kelheim VöF e.V. für ausgewählte Gebiete in Zusammenarbeit mit dem Amt für Ernährung Landwirtschaft und Forsten, den Gemeinden und den Grundeigentümern gezielte Maßnahmen erarbeitet. Im Rahmen eines Pilotprojektes wurde ein Antrag auf Förderung gestellt. Konrad Dichtl, Kreisrat, Stadtrat und Örtlicher Beauftragter der Teilnehmergemeinschaft Mühlhausen konnte erreichen, dass das Mühlhausener Projekt auch mit aufgenommen wurde.

Der Fachplaner des VöF Felix Schmitt untersuchte die Lage, den Landschaftswasser-haushalt und die Folgen der Starkregenereignisse aus den letzten Jahren. Das Ergebnis war ein Maßnahmenkatalog von pflanzenbaulichen und baulichen Maßnahmen. Durch ortsferne Maßnahmen, wie z.B. Entwässerungsrinnen an Feldwegen und Straßen oder Ablfussmulden an Feldrändern soll die „Abflusswelle“ des Wassers bei Starkregen gestreckt, also verzögert werden. Mit ortsnahen Maßnahmen, wie Regenrückhaltebecken sollen die Wassermassen kurzzeitig zwischengespeichert werden und dann gezielt abfließen.

Hierbei ist es aber sehr wichtig, die örtlichen Bedingungen zu kennen und auch die praktischen Erfahrungen der Landwirte zu erfragen, um die richtige Platzierung der Gräben, Mulden und Becken festzulegen. Auch hier konnte Konrad Dichtl sehr gut unterstützen, bewirtschaftet er doch als Landwirt einige Felder in der betroffenen Flur.

Als sehr günstige Stelle hat sich das Gelände an der Wittmann – Kapelle am östlichen Ortseingang herausgestellt, da es bereits in Form einer riesigen Mulde ausgeprägt ist.

Das fertig ausgearbeitete Projekt wurde im Februar 2016 zusammen mit den anderen Projekten aus Elsendorf, Jauchshofen, Neulohe, Train und Teugn am 29. Juni 2016 in Berlin als innovatives Projekt mit dem Deutschen Landschaftspflegepreis 2016 ausgezeichnet.

Hier sind genauere Informationen zum Projekt:
Projektbeschreibung „Abfluss bremsen – Erosion minimieren“ (hier klicken)
„Arbeitspapier mit genauen Daten“ (hier klicken)

In der Zwischenzeit wurde vom Verband für ländliche Entwicklung die Ausführungsplanung erstellt und bei den Behörden zur Genehmigung vorgelegt. Die endgültige Freigabe wurde nach der Anhörung am 19.04.2017 von der Stadt Neustadt a.d. Donau erteilt. Die Ausschreibung und Vergabe erfolgten planmäßig, so dass am 20. September der Bagger mit den vorbereitenden Arbeiten beginnen konnte.

Eine sehr wichtige Vorarbeit haben allerdings die Landwirte Otto Widmann und Norbert Sigl gemeinsam mit Konrad Dichtl im Februar geleistet. Sie haben den Sträucher-Wildwuchs, der sich in den letzten Jahren ausgebreitet hatte, rausgeholt und damit das Baufeld frei gemacht.

In den nächsten 4 Wochen werden nun die beiden ersten größeren baulichen Maßnahmen im Rahmen der Dorferneuerung, das ortsnahe Regenrückhaltebecken an der Wittmann – Kapelle

und das ortsferne Regenrückhaltebecken am Forstfeld, realisiert.

Neben Erdbewegungs-Arbeiten an den Becken werden auch entsprechende Mulden und Gräben für die Zu- und Abflüsse modelliert. Teilweise werden auch Rohre verlegt und Pflasterarbeiten erforderlich. Um ein Abschwemmen der Böschungen und des Bodens in den Becken zu verhindern wurden bereits Gräser angesät, deren Wurzelwerk eine Erosion verhindern soll.

Jetzt, ca. 2 Wochen nach Baubeginn sind schon die endgültigen Ausmaße erkennbar an der Wittmann Kapelle

Das Rückhalte- und Absetzbecken hat ca. 1.200 m³ Rückhaltevolumen. Durch die Kessellage wird dafür nur westlich eine ca. 45 m lange Dammschüttung bei einer maximalen Höhe ca. 3 m über bestehenden Gelände benötigt. Das bestehende Gelände wird bis zu einem Meter abgegraben. Ein Grundablauf gewährleistet bei Starkregenereignissen einen verzögerten Abfluss des Oberflächenwassers. Dafür führt eine Rinne westlich des Damms quer über den dort vorbeiführenden Wirtschaftsweg in den bestehenden Graben. Ein Überlauf des Beckens wird ebenfalls an diese Stelle gelegt.
Zur Vergrößerung des Einzugsgebietes wird südlich oberhalb und östlich eine Mulde bzw. ein Wall mit einer Tiefe bzw. Höhe von ca. 30 cm auf eine Länge von ca. 490 m modelliert.

und am Forstfeld.

Das Rückhalte- und Absetzbecken hat bei einer Länge von ca. 45 m und einer Breite von ca. 11 m ein Rückhaltevolumen von ca. 400 m³.
Zur Schaffung eines entsprechenden Einzugsgebietes wird westlich des Rückhaltebeckens eine Mulde mit einer Tiefe von ca. 30 cm, einer Breite von ca. 3 m und eine Länge von ca. 290 m modelliert. Dadurch wirkt die Mulde bereits als Pufferstreifen und ein Teil des Oberflächenwassers kann örtlich versickern.

Konrad Dichtl, dem die „boden:ständig“ – Maßnahmen eine Herzensangelegenheit sind, ist der örtliche Ansprechpartner für alle Belange der Baufirma. Gemeinsam mit dem Bauleiter des Verbands der ländlichen Entwicklung Herrn Gerhard Sturm koordiniert er die Arbeiten und klärt alle auftretenden Fragen.

Beim Planfeststellungsverfahren wurden bereits 2 weitere „boden:ständig“- Maßnahmen behandelt, die sich im Moment in der Ausführungsplanung befinden. Voraussichtlich in 2018 werden im „Kreut“ die nächsten größeren Regenrückhalte – Maßnahmen gebaut.

Aber es gibt auch noch andere „Handlungsfelder“ in der Dorferneuerung. Diese werden zurzeit vom Architekturbüro MKS im sogenannten Dorferneuerungsplan zusammengefasst. Hierin werden für einzelne Bereiche, wie z.B. Drahtweiher oder Ortsdurchgangsstraße gezielte Lösungsvorschläge erarbeitet. Der Dorferneuerungsplan soll heuer noch den Bürgerinnen und Bürgern von Mühlhausen vorgestellt werden.

Bericht und Fotos: Josef Kastl