11.06 2020

Fronleichnam 2020 – Tradition ohne Dorffest

Seit mehr als 50 Jahren ist Fronleichnam für die Mühlhausener, Geibenstettener aber auch für viele Gäste aus der Großgemeinde Neustadt a.d. Donau und Umgebung ein Festtag mit traditionellem Programm von 7.30 Uhr früh bis spät in den Abend.

Aus einem kleinen Fest im Karpfensteiner Wald (erstmals in 1962) entwickelte sich, organisiert von der Freiwilligen Feuerwehr, ein stattliches Dorffest. Aufgrund verschiedener Behördenauflagen wurde das Fest in den Ort verlagert, in den Hof vom Lenkerwirt.

Der Obst- und Gartenbauverein richtete auch jedes Jahr ein Vereinsfest aus. Da die Zahl der Vereinsfeste pro Jahr immer mehr wurden, beschlossen beide Vereine in den 80iger Jahren, ein gemeinsames Fest mit einem Programm für den ganzen Tag, vom Weckruf bis zum Tanzabend, auszurichten.

Die Größe des Festes bewog die Verantwortlichen, mit dem Fest an das Sportgelände an der Stockhalle umzuziehen. Nach der Neueröffnung des Biergartens wurde das Fest wieder beim Lenker ausgerichtet. Da das Platzangebot, vor allem bei schlechten Wetter, in der Stockhalle aber idealer war, wurde diese endgültig als Veranstaltungsort gewählt. Nach mehr als 15 Jahren wurde im Jahr 2019 ein neuer Versuch gestartet, rund um das Feuerwehr-Gerätehaus zu feiern. Der große Erfolg sollte heuer wiederholt werden.

Dauerregen, Schafskälte, Sommerhitze bis zu ca. 30 Grad und stürmisches Wetter, nichts konnte das „Fest des Jahres“ in Mühlhausen in den letzten 50 Jahren zur Absage zwingen.

Heuer allerdings, trifft das Dorffest in Mühlhausen das gleiche Schicksal wie das Pfingstvolksfest in Neustadt a.d. Donau, den Gillamoos in Abensberg oder das Oktoberfest in München. Es findet aufgrund der Corona-Pandemie nicht statt.

Es gibt keine Aufbauarbeiten von Montag bis Mittwoch vor dem Festtag, keinen Weckruf der Blaskapelle Mühlhausen um  6 Uhr früh, keinen Weißwurst-Frühschoppen der Ortsvereine, keine Prozession zu den vier Altären mit prächtigen Blumenteppichen , keinen  Schweinerollbraten mit Krautsalat und Kartoffelsalat, keine Kinderspiele, keine Kegelbahn, keine Cocktailbar und keine Party.

Seit dem 21. März sind alle öffentlichen Veranstaltungen in Bayern abgesagt. In den letzten vier Wochen ist es aber wieder erlaubt, Gottesdienste zu feiern, wenn auch mit entsprechenden Auflagen.

Somit war es möglich, zumindest einen Teil des „Mühlhausener Feiertags“ zu feiern. Auch wenn die Anzahl der Teilnehmer stark begrenzt war, folgten die Vereine aus Mühlhausen und Geibenstetten der Einladung der Pfarrei St. Vitus, mit einer kleinen Abordnung das Fest Fronleichnam zu feiern.

Die Krieger- und Reservistenkameradschaft schoss am Donnerstag ab 6 Uhr früh „wie üblich an Fronleichnam“ rund um Mühlhausen mehrmals mit ihrer Standkanone.

Fahnenabordnungen der Freiwilligen Feuerwehr Mühlhausen, der Freiwilligen Feuerwehr Geibenstetten, des Krieger- und Reservistenvereins Mühlhausen, des Schützenvereins Mühlhausen, des Sportvereins Mühlhausen, des Katholischen Frauenbundes und der Katholischen Landjugend in Begleitung einiger Vereinsmitglieder in Vereinstracht belegten die definierten Plätze in der Pfarrkirche St. Vitus.

Ein prächtiger Blumenteppich im Altarraum erinnerte an die vier Altäre, die während der Prozession normalerweise begangen wären.

Kaplan Johannes Spindler und Pfarrvikar Lawrence Emmareddy feierten gemeinsam mit den Gläubigen in der „voll besetzten“ Pfarrkirche St. Vitus das Hochfest Fronleichnam.

In seiner Predigt fand Kaplan Johannes Spindler Gemeinsamkeiten der biblischen Geschichte mit der aktuellen Situation in der „Corona-Pandemie“.

Zum eucharistischen Segen sang die Pfarrgemeinde das Tantum ergo.

Gemäß Vorgabe des Bistums trat an Stelle der Prozession zu den vier Altären, Kaplan Johannes Spindler mit dem Allerheiligsten in der goldenen Monstranz vor das Hauptportal und spendete den Segen für das Dorf und die Umgebung in alle Himmelsrichtungen.

Nachdem das Allerheiligste in den Tabernakel „reponiert“ wurde, stimmten die Gläubigen gemeinsam die Bayernhymne an.

Sprecher des Pfarrgemeinderates Josef Kastl war überwältigt von der Teilnahme und freute sich sehr, „dass die Ortsvereine nach rund „drei Monaten Stillstand“ wieder gemeinsam ein Fest gefeiert haben und damit die Tradition „ihres Prangertages“ aufrecht erhalten haben.

Text und Fotos: Josef Kastl


Mehr erfahren zu: