Das Verfahren der Ländlichen Entwicklung Mühlhausen beschränkt sich nicht auf Maßnahmen im Dorf, es schließt auch die Flächen rund um die Ortschaft mit ein.
Bei den vorbereitenden Gesprächen zur Dorferneuerung stellte sich sehr schnell heraus, dass auf Grund der Erfahrung der letzten Jahrzehnte und Jahre immer wieder Bodenerosion und damit verbundenen Überschwemmungen von Teilen von Mühlhausen ein Thema ist.
Speziell hierfür hat der Freistaat Bayern die Initiative „boden:ständig“ ins Leben gerufen.
Es bot sich deshalb für die Mitwirkenden bei der Dorferneuerung an, einen Arbeitskreis zu gründen und die Problematik mit Fachleuten zu untersuchen.
Im Rahmen einer ersten Informationsveranstaltung am 18.03.2016 sollte den Grundstückseigentümer und –nutzern im Sportheim Mühlhausen das geplante Maßnahmenkonzept aufgezeigt werden. In seiner kurzen Begrüßung wies der Örtliche Beauftragte der Teilnehmergemeinschaft Konrad Dichtl darauf hin, dass sich seit der Flurbereinigung einige Änderungen in der Flur ergeben haben. Sowohl neue Kulturen, die geänderte landwirtschaftliche Bearbeitung der Flächen und die aktuellen klimatischen Verhältnisse erfordern entsprechende Maßnahmen zur Erhaltung des Bodens und auch zum Schutz der Dörfer. Heute besteht die Möglichkeit, sich darüber zu informieren.
Er begrüßte die beiden Referenten, den Projektleiter des Amts für Ländliche Entwicklung (ALE) Sebastian Gaigl und den Fachplaner vom Landschaftspflegeverband Kelheim VöF e.V. Herrn Felix Schmitt.
Sebastian Gaigl gab kurz einen Überblick über die Geschichte und den Stand des Verfahrens „der Ländlichen Entwicklung Mühlhausen“. Demnach wurde das Thema „boden:ständig“ für Mühlhausen bereits vor ca. 2 Jahren von den Mühlhausenern Bürgerinnen und Bürger in einem Seminar als sehr wichtig befunden und auch im Leitbild verankert. Deshalb sind hierfür auch entsprechende Ziele formuliert. Im Bereich der „Flurneuordnung“ ist der Gewässer- und Bodenschutz und die Wasserrückhaltung zu verbessern und bei der „Dorferneuerung“ ist die Verringerung von Hochwassergefahren für den Ortsbereich anzustreben. Dass es einen akuten Handlungsbedarf für Mühlhausen gibt, belegte er mit eindeutigen Bildern und einem kurzen Videofilm über Überschwemmungen aus den letzten Jahren.
Mögliche Maßnahmen wie den Bau von kleineren Erdbecken, Renaturierung von Bachläufen oder Gräben werden von der Teilnehmergemeinschaft, das ist die gewählte Vertretung aller Grundstückseigentümer und Erbbauberechtigten, ausgeführt. Bei der Finanzierung ist mit einer Förderung durch das ALE in Höhe von 73 % der Planungs- und Baukosten zu rechnen.
Im zweiten Teil des Abends ging es dann um die konkreten Vorhaben in der Mühlhausener Flur. Diese hat Felix Schmitt vom Landschaftspflegeverband Kelheim VöF e.V. erarbeitet.
Zu Beginn seines Vortrages wies er noch kurz auf eine Regierungserklärung von Staatsminister Helmut Brunner hin:
Initiative boden:ständig ausweiten
Gemeinsam mit unseren Gemeinden und Landwirten wollen wir unsere Böden vor Erosion schützen,
- die Boden‐ und Nährstoffeinträge in die Gewässer verringern und
- die Wasserspeicherfähigkeit in der Fläche steigern.
Die Landwirte bewirtschaften den Boden besonders nachhaltig und die Gemeinden schaffen innovative Puffersysteme, die den Stoffaustrag und das Hochwasserrisiko verringern. Und weil alle davon profitieren, weiten wir die Initiative boden:ständig auf ganz Bayern aus. Es geht um Wasserablauf und Erosion in der Flur.
Im Landkreis Kelheim hat der VöF in 3 ausgewählten Projektgebieten, in Zusammenarbeit mit der Landwirtschaft, den Gemeinden und den Grundeigentümern Maßnahmen erarbeitet.
Eines dieser Projektgebiete beinhaltet die Felder rund um Mühlhausen. Wichtig ist natürlich, dass bei der Bevölkerung auch das Interesse vorhanden ist, die Probleme zu lösen.
Felix Schmitt begann seine Vorarbeiten mit der Begutachtung des Reliefs vom Gelände rund um Mühlhausen. Daraus entwickelte er das Wassereinzugsgebiet und deren Entwässerung. Damit steht fest, von welcher Fläche das Wasser gezielt abgeleitet werden muss und wohin es abläuft. Damit beim Ablaufen möglichst wenig Erosion oder Abschwemmung auftritt, müssen pflanzliche und bauliche Maßnahmen gemeinsam ergriffen werden. Vorrangig sind dabei die pflanzenbaulichen Maßnahmen. Anhand einer Grafik wurde klar ersichtlich, dass die verschiedenen Pflanzen auch den durchschnittlichen Bodenabtrag begünstigen. Bei Hopfen und Spargel ist eindeutig mit mehr Bodenabtrag zu rechnen wie bei Mais, Getreide oder einer Mähdrusch-Fruchtfolgen. Die hier möglichen Maßnahmen werden in einer weiteren Veranstaltung mit den Landwirten, die die Felder aktuell bewirtschaften im Sommer 2016 erläutert.
Heute aber möchte er Empfehlungen aufzeigen für bauliche Maßnahmen. Grundsätzlich geht es hier darum, Lösungen nah am Entstehungsort zu finden und die Abflussscheitel abzuschwächen. Das Wasser wird gebremst und teilweise zurückgehalten, aber die Entwässerung wird nicht grundsätzlich verändert.
In der Mühlhausener Flur hat Felix Schmitt vier Maßnahmen als Auffangpositionen geplant.
So empfiehlt er im Teileinzugsgebiet östlich der Bundesstraße B299 eine begraste Ablaufmulde seitlich der Feldwege, womit der Wasserablauf gebremst werden soll. Anhand einer Computeranimation konnten die Teilnehmer der Versammlung einen Eindruck gewinnen, wie die bewachsenen Gräben ausschauen könnten.
Im südlichen Bereich von Mühlhausen könnte im Teileinzugsgebiet alte Sandgrube durch das Ableiten des Wassers in die Sandgrube einen Wasserablauf in das Dorf verhindern. Diese Möglichkeit wurde schon vor ein paar Jahren durch einen kleinen Graben mit positivem Erfolg „ausprobiert“.
Die schwierigste Aufgabe stellt sich im Teileinzugsgebiet West. Denn hier soll das Wasser am Ort vorbei langsam abgeleitet werden um dann nördlich von Mühlhausen seinen gewohnten Weg weiterzufließen. Auch wie diese Maßnahme aussehen könnte zeigte er bildlich auf.
Eine Maßnahme, die wohl sehr bald umgesetzt werden könnte, ist im Teileinzugsgebiet Alte Bundesstraße geplant. Direkt neben der Wittmann-Kapelle am Ortseingang von Siegenburg kommend, bietet es sich an, durch einen kleinen Staudamm ein Rückhaltebecken zu gestalten, aus dem das Wasser dosiert abgeleitet wird.
Für die weitere Ausführung der aufgezeigten vier baulichen Maßnahmen ist es jetzt wichtig, dass das Interesse der Mühlhausener Bürgerinnen und Bürger da ist und die entsprechenden Grundstücksflächen auch zur Verfügung stehen. Letztendlich sind auch die finanziellen Mittel bereitzustellen.
In der anschließenden Diskussion wurden die Vorschläge von den anwesenden Grundstückseigentümern und Pächter kritisch hinterfragt. Dabei wurde auch immer wieder betont, dass die Maßnahmen sehr landwirtschafts-verträglich und naturnah ausgeführt werden soll. Es geht darum, im Einklang mit der Natur und den Bedürfnissen der Menschen die witterungsbedingten Wassermengen gezielt von Mühlhausen fernzuhalten und damit den Wohn- und Lebensraum der Mühlhausener Bürgerinnen und Bürger zu schützen.
In seinen abschließenden Worten bekräftigte dies der Örtliche Beauftragte Konrad Dichtl nochmals und appellierte an die Anwesenden, die erforderlichen Flächen für die Realisierung der Maßnahmen zur Verfügung zu stellen. Dabei handelt es sich im ja meist um kleine Randflächen, die aber für den Schutz des ganzen Dorfes eingesetzt werden.
Auf Grund der zugesicherten finanziellen Förderung und der geklärten Eigentums-verhältnisse wird voraussichtlich das Rückhaltebecken an der Wittmann-Kapelle im kommenden Herbst als erste Maßnahme begonnen. Die nächsten Maßnahmen werden sukzessive im Detail geplant und dann mit den betroffenen Anliegern gesprochen bezüglich Flächenbedarf. Die Vorstandschaft der Teilnehmergemeinschaft prüft die vorgeschlagenen Pläne und ist von der anfänglichen Planung bis zur endgültigen Fertigstellung immer mit eingebunden und steht gerne für Fragen und Anregungen der Grundstückseigentümer und Pächter bereit.
Der Projektleiter der Ländlichen Entwicklung Mühlhausen Sebastian Gaigl bedankte sich für das zahlreiche Erscheinen und die rege Teilnahme an der Veranstaltung und wies darauf hin, dass die aufgezeigten 4 Maßnahmen auch ab dem 02. April 2016 im Internet einzusehen sind. An diesem Tag wird die neue Homepage „mein-mühlhausen.bayern“ freigeschaltet.
Hier ist das Maßnahmenkonzept einzusehen.