21.08 2019

Ein weiterer Schutz vor Bodenerosion

Mühlhausen schützt sich immer besser vor den Folgen von Starkregen. Im Flurbereich „Kreut“ wurde das dritte Regenrückhaltebecken an die Stadt übergeben. Die Begrünung erfolgte mit einer „Mähgutübertragung“.

Die Angst von Konrad Dichtl, dem dritten Bürgermeister und Mit-Initiator des Bauwerks war unbegründet. Denn seit Baubeginn des „Regenrückhaltebeckens Kreut“ Anfang April diesen Jahres gab es keine größeren Starkregenereignisse.

Gespannt haben auch die Bewohner der Simon-Wittmann-Straße den Baufortschritt verfolgt und „schlafen jetzt erheblich ruhiger bei Gewitter mit Starkregen“.

Fast termingerecht trafen sich Ende Juli die Vertreter des Bauamtes der Stadt Neustadt a.d. Donau, der Planer vom Verband für Ländliche Entwicklung, der Auftraggeber das Amt für Ländliche Entwicklung, Vertreter des Landschaftspflegeverbands VöF und Mitglieder der Teilnehmergemeinschaft Mühlhausen zur Begutachtung des Bauwerkes, das von der Baufirma Zehentbauer aus Altmannstein ausgeführt wurde.

Nach einer Begehung des Bauobjektes wurde die Abnahme mit Unterschriften besiegelt. Das Regenrückhaltebecken und die angelegten zu- und abführenden Mulden und Seitengräben gehen in den Besitz der Stadt Neustadt a.d. Donau über.

Der Örtliche Beauftragte der Teilnehmergemeinschaft Konrad Dichtl lobte die sehr gute Zusammenarbeit der Mühlhausener Bürger bei der Erarbeitung Konzepts, die durch den VöF, vor allem durch Herrn Felix Schmitt mit fachlichen Beratungen und Berechnungen unterstützt wurde. „Mir ist sehr wichtig, dass möglichst wenig landwirtschaftliche Fläche verloren geht. Das Wasser muss in der Fläche zurückgehalten werden und darf nicht das Dorf überfluten“. Besonders bedankte er sich bei den Grundstückseigentümern, die durch ihren freiweilligen Flächenverkauf solche Maßnahmen erst ermöglichen.

Die erhöhte Straße und der Seitendamm schützen den östlichen Teil von Mühlhausen (dahinter liegend) zukünftig vor Starkregen. Foto: Felix Schmitt (VöF)

Landrat Martin Neumeyer hat an verschiedenen Orten des Landkreises vermehrt Starkregenereignisse mit  Bodenerosionen miterlebt. Unter der Federführung des Landschaftspflegevereins VöF, einer Einrichtung des Landkreises Kelheim, werden wirksame Maßnahmen mit den örtlichen Betroffenen erarbeitet. Martin Neumayer ist deshalb gerne bereit, derlei praxisnahe Projekte zum Schutz der landwirtschaftlichen und privaten Besitztümer mit seiner Behörde zu unterstützen.

Bürgermeister Thomas Reimer denkt an die positiven Folgen der Maßnahme wenn er anmerkt „Ganz Mühlhausen profitiert von dieser Maßnahme und auch die Neustädter spüren es, wenn die schmutzigen Wassermassen nicht mehr das Kanalsystem und die Kläranlage übermäßig belasten“.

Für Klaus Blümlhuber ist es eines seiner letzten „boden:ständig“ – Projekte als Vorsitzender des Landschaftspflegeverbandes VöF. Er war „der Auslöser“ für alle derartigen Projekte in der Region. Dass er dabei immer wieder neue Wege geht, zeigt sich auch bei dieser Maßnahme. Statt den neu geschaffenen Damm, wie üblich, mit einer Samenmischung anzusäen, wurde hier erstmals im Landkreis Kelheim eine sog. Mähgutübertragung (siehe Info) durchgeführt.

v.l.: Sebastian Gaigl (ALE), Felix Schmitt (VöF), Klaus Blümlhuber (VöF), Konrad Dichtl (3. Bgm.), Thomas Reimer (1. Bgm.), Martin Neumeyer (Landradt), Andreas Schmid (Bauamt Neustadt) verteilen das Mähgut auf dem neu errichteten Damm.

Dabei ließen es sich die Projektbeteiligten nicht nehmen, selbst mit Heugabeln das Mähgut auf dem neuen Damm auszubreiten.

„Die Maßnahme haben die Mühlhausener im Rahmen der Dorferneuerung und ländlichen Entwicklung auf den Weg gebracht“ wies Sebastian Gaigl vom Amt für Ländliche Entwicklung als Vorstand der Teilnehmergemeinschaft hin. Für ihn ist es sehr wichtig, dass „der Landwirtschaft so wenig wie möglich Fläche entzogen wird“.

Damit sind in den letzten zwei Jahren bereit drei „Dorferneuerungs- boden:ständig-Maßnahmen“ umgesetzt worden. Im Gesamtkonzept ist mit der „Ableitung Südwest“ noch ein viertes Projekt vorgesehen. Für die Entlastung des mittleren Dorfbereichs von abgeschwemmten Erdreich ist diese Maßnahme ebenfalls sehr wichtig. Die Planungen und die Gespräche über Grundstückserwerb laufen. „Wenn die Mühlhausener hier genauso offen und engagiert mitwirken, können wir hier sicherlich auch bald in die Realisierungsphase übergeben“ blickt Sebastian Gaigl positiv in die Zukunft. (ejk)

Info:

Konzept:

  • „Anhebung“ eines vorhandenen Landwirtschaftsweges um 2 m und Errichten eines Querdamms mit 2,50 m Höhe
  • Zusammen mit bereits bestehender Anhöhe entstand ein Rückhaltebecken mit rund 3.100 m³ Fassungsvermögen
  • Zu- und Ableitung über 3 m breite Mulden und Wegseitengräben mit rund 940 m Länge
  • Kosten rund 120 T€ (75 % Träger ALE, 25 % Stadt Neustadt a.d. Donau)

Mähgutübertragung:

  • Mähgut aus stillgelegten landwirtschaftlichen Flächen aus der Region
  • Wird im Morgentau gemäht und auf die Ansaatfläche verteilt
  • Der Samen „fällt aus“ und somit wachsen hier regionale Pflanzen, die sich auf der stillgelegten Fläche entwickelt haben
  • Zugleich ist die Oberfläche des neuen Damms vor Erosion geschützt

Text: Josef Kastl

Fotos: Anna Vollnhals, Felix Schmitt (VöF)